das ARD radiofeature
Sonntag, 12. Juni 2022, 11:04 bis
12:00 Uhr, NDR Info
Das ARD radiofeature über Atomenergie und ihre Folgen.
Einst galt die Kraft der Kernspaltung auch in Deutschland als Garant für Wachstum und Wohlstand. 1955 wurde Franz-Josef Strauß erster „Atom-Minister“. Im Jahr darauf forderte ein SPD-Parteitag „die Entwicklung von Kernkraftmaschinen … für feste und fahrbare Kraftstationen, für Schiffe, Flugzeuge und andere Verkehrsmittel“. 1961 lieferte der erste Atomreaktor Strom für die Westrepublik. 1966 ging das erste Kernkraftwerk der DDR ans Netz.
„Kernenergie“ – von „Atomkraft“ sprachen damals nur die Gegner – war lange Staatsräson: der Treibstoff des Fortschritts, die Rettung vor der „Ölkrise“. Milliarden flossen in die Forschung und den Bau der Reaktoren. Bei der Beseitigung des strahlenden Mülls halfen Behörden großzügig – bis an die Grenzen der Legalität.
Die politische Schlacht um das Für und Wider währte Jahrzehnte. Durch den Super-GAU von Tschernobyl 1986 wuchsen die Zweifel. Doch erst die dreifache Kernschmelze von Fukushima 2011 zementierte den deutschen Ausstieg. Ende 2022 sollen die letzten drei deutschen AKW abgeschaltet werden. Eine Ära geht zu Ende. Wie teuer wird sie uns zu stehen kommen?
Das radioaktive Erbe
Der Abriss der Atomruinen wird Jahrzehnte dauern. Schon heute warten an die 120 000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiver Abfälle in Zwischenlagern auf ihre letzte Ruhestätte. Bis zum Jahr 2050 sollen noch einmal rund 180 000 Kubikmeter hinzukommen. Das größte Müllproblem: das hochradioaktive Erbe. Wenn Ende dieses Jahres das letzte deutsche AKW abgeschaltet wird, dürften es etwa 27 000 Kubikmeter sein – circa 1 900 Behälter mit Abfällen, die noch viele hunderttausend Jahre gefährlich bleiben.
Doch schon ist – nicht zum ersten Mal – von einer Renaissance der Atomkraft die Rede. Nachbarn wie Frankreich setzten ohnehin auf die nukleare Option. Wachsende Spannungen in Europa haben die Debatte um die Versorgungssicherheit auch in Deutschland neu eröffnet.
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Der Autor
Tom Schimmeck war Mitgründer der „taz“ und Redakteur bei Magazinen wie dem Spiegel. Als Reporter berichtete er aus Afrika, Asien, Europa und den USA. 2010 erschien sein Buch "Am besten Nichts Neues - Medien, Macht und Meinungsmache" – eine kritische Bilanz des eigenen Berufes. Seit 2004 produziert er Radio-Feature für die ARD und den Deutschlandfunk. Seine Arbeiten wurden u.a. mit dem Otto-Brenner-Preis, dem Ernst-Schneider-Preis, dem Deutschen Sozialpreis, dem DRK-Medienpreis und dem RIAS Radio Award ausgezeichnet.
Regie: Giuseppe Maio.
Redaktion: Christiane Glas.
Technik: Christian Alpen und Jan Merget.
Produktion: NDR 2022 für das ARD radiofeature.