Zahl der Arbeitslosen steigt - Ukraine-Flüchtlinge in der Statistik
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist wegen der Erfassung ukrainischer Flüchtlinge im Juni erstmals seit Monaten wieder gestiegen. Die Bundesländer im Norden machen dabei keine Ausnahme. Der langfristige Trend ist aber weiter positiv.
Im Juni waren bundesweit 2,36 Millionen Menschen ohne Job. Das sind 103.000 mehr als im Mai, die Arbeitslosenquote stieg um 0,3 Punkte auf 5,2 Prozent. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) begründete den starken Anstieg der Arbeitslosen-Zahl bei der Vorstellung der aktuellen Daten damit, dass die Jobcenter seit dem 1. Juni für Geflüchtete aus der Ukraine zuständig sind. Sie werden dadurch automatisch in der Statistik als arbeitslos erfasst. "Der Arbeitsmarkt insgesamt ist weiterhin stabil", sagte BA-Chef Detlef Scheele. Aktuell gibt es rund 250.000 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr.
Niedersachsen: Fast 5 Prozent mehr Arbeitslose
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt in Niedersachsen aus: Durch die Registrierung von Kriegsflüchtenden aus der Ukraine stieg die Zahl der Arbeitslosen im Juni im Vergleich zum Mai um 4,7 Prozent auf 223.444, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Hannover mitteilte. Dies seien immer noch 18.552 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr. Ohne die Registrierung der Geflüchteten wäre die Arbeitslosigkeit den Angaben zufolge wie in den Vormonaten weiter gesunken - um 0,6 Prozent im Vergleich zum Mai. Die Arbeitslosenquote in Niedersachsen stieg im Vormonatsvergleich um 0,2 Prozentpunkte auf 5,1 Prozent. Im Land Bremen stieg die Arbeitslosenquote auf 9,9 Prozent (+0,1). Dort sind 36.138 Menschen arbeitslos gemeldet.
Schleswig-Holstein: 78.600 Menschen ohne Job
Auch Schleswig-Holstein bildet bei der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt keine Ausnahme: Im nördlichsten Bundesland stieg die Zahl der Arbeitslosen im Juni um 4,2 Prozent auf aktuell 78.600. "Der Anstieg wird hauptsächlich durch den Übergang ukrainischer Geflüchteter in die Grundsicherung verursacht", sagte Regionaldirektions-Chefin Margit Haupt-Koopmann in Kiel. Die Arbeitslosenquote lag im Juni in Schleswig-Holstein bei 5,0 Prozent (Vormonat: 4,8 Prozent / Vorjahr: 5,6 Prozent). Im Juni 2021 lag die Arbeitslosenzahl bei 89.200 - aktuell sind es 11,8 Prozent weniger.
MV: Flüchtende aus der Ukraine werden in Jobcentern betreut
In Mecklenburg-Vorpommern wurden im Juni rund 57.600 Arbeitslose erfasst. Das waren 5,0 Prozent (2.800) mehr als im Mai. Die Arbeitslosenquote stieg auf 7,1 Prozent. Diese für einen Juni untypische Entwicklung sei auf zwei Effekte zurückzuführen, sagte die Chefin der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Margit Haupt-Koopmann: Die Flüchtenden aus der Ukraine würden inzwischen in den Jobcentern betreut und damit auch in der Arbeitsmarktstatistik erfasst. Gleichzeitig spiegelten sich in den Zahlen die gedämpften wirtschaftlichen Erwartungen der Betriebe wider, was zu einer sinkenden Einstellungsbereitschaft führe. Vor einem Jahr waren in Mecklenburg-Vorpommern etwa 4.000 Menschen mehr arbeitslos gemeldet gewesen - die Qupte lag damals landesweit bei 7,5 Prozent.
Hamburg: Mehr Arbeitslose als im Mai 2022, aber weniger als im Juni 2021
Die Zahl der Arbeitslosen in Hamburg ist im Juni wieder gestiegen: 72.685 Jobsuchende seien registriert gewesen, 4,1 Prozent (2.882) mehr als im Mai. Die Quote stieg um 0,2 Prozentpunkte auf 6,7 Prozent. Grund sei auch hier der Beschluss des Bundesrats, wonach ukrainische Geflüchtete nun Leistungen der Grundsicherung durch die Jobcenter erhielten, sagte der Chef der Hamburger Agentur für Arbeit, Sönke Fock. Der Trend zu einer Beruhigung auf dem Arbeitsmarkt hält aber mit Blick auf die Zahlen auch in Hamburg an: Im Vergleich zum Juni 2021 wurde ein Rückgang der Arbeitslosenzahl um 9.563 (11,6 Prozent) verzeichnet. Im Juni 2021 hatte die Arbeitslosenquote in Hamburg 7,6 Prozent betragen.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs in Hamburg hat einen Rekordstand erreicht, aktuell sind es mehr als 1,03 Millionen. Es gibt zum Beispiel deutlich mehr Beschäftigte in Dienstleistungsberufen, aber auch in der Gesundheitsbranche und im Gastgewerbe. Parallel dazu sind in Hamburg derzeit mehr als 13.000 offene Stellen zu besetzen.