Masern-Impfpflicht: Spahn will "Kinder schützen"
Der Bundestag hat am Donnerstag mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP ein Gesetz für eine indirekte Impfpflicht gegen Masern beschlossen. Ab März 2020 dürfen demnach nur noch Kinder mit einem Impfschutz die Kita oder Schule besuchen. Bei ungeimpften Schulkindern droht den Eltern ein Bußgeld von bis zu 2.500 Euro. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte den Gesetzentwurf eingebracht.
Unter Einjährige müssen geschützt werden
Im Interview auf NDR Info hatte Spahn die Impfpflicht am Morgen als "Kinderschutzgesetz" bezeichnet. Eine Infektion mit Masern sei im Jahr 2019 eine unnötige Gefährdung der Kinder, sagte Spahn. Außerdem gehe es spätestens in der Kita nicht nur um das eigene Kind, sondern auch um die Kinder der anderen. "Kinder unter einem Jahr dürfen aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden. Und wenn es dann in die Kita geht, wo immer mehr unter Einjährige sind, müssen die Zwei- und Dreijährigen geimpft sein, um die Kleinsten zu schützen", erklärte der CDU-Politiker.
Minister Spahn verteidigt Impfpflicht gegen Masern
Ab März 2020 dürfen nur noch Kinder mit einem ausreichenden Impfschutz gegen Masern die Kita besuchen. Für Gesundheitsminister Spahn ist das ein wichtiger Schritt, um die Masern auszurotten.
Spahn hofft auf höhere Impfquote
Der Deutsche Ethikrat kritisierte das Gesetz hingegen im Vorfeld. Spahn versuche, ein gut gemeintes Ziel mit der Brechstange zu erreichen. Die Experten befürchten, dass die Impfpflicht eher zu einer Impfverweigerung führen könnte. Spahn dagegen betonte, dass die aktuell zu niedrigen Impfquoten nicht durch Verweigerung zustande kämen. Häufig würde die nötige zweite Impfung vergessen oder hinausgeschoben. "Das weist doch daraufhin, dass es keine Impfgegner sind, sondern Impfmuffel", sagte der CDU-Politiker auf NDR Info. "Und durch den verpflichtenden Nachweis vor der Kita oder der Schule, werden die Allermeisten die Impfung nun nachholen."
Für einen wirksamen Schutz gegen Masern sind zwei Impfdosen nötig. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts waren zuletzt gut 92 Prozent der Schulanfänger ausreichend gegen Masern geschützt. Weitere Masernausbrüche werden nach Einschätzung von Experten aber erst verhindert, wenn 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sind.
Kritik an Mehrfachimpfungen
Gegner der Impfpflicht kritisieren allerdings auch, dass die verwendeten Impfstoffe nicht nur gegen Masern immunisieren, sondern auch gegen andere Krankheiten wie Mumps, Röteln oder Windpocken. Spahn betonte aber im NDR Info Interview, dass mit den Mehrfachimpfungen keine höheren Nebenwirkungen verbunden seien. Außerdem gebe es "kein Recht auf Röteln". Impfungen seien eine der größten Errungenschaften der Menschheit. Ziel sei es, die Masern genauso auszurotten wie Pocken oder die weitgehend verschwundene Kinderlähmung.
Masern können schwerwiegende Folgen haben
Masern sind eine hochansteckende Krankheit, die sich durch Tröpfcheninfektion überträgt. Medikamente dagegen gibt es nicht. In besonders schweren Fällen können sie zu Entzündungen in den Ohren und in der Lunge führen, sowie zu lebensgefährlichen Gehirnentzündungen.
Neben Kindern müssen laut Spahns Gesetzesentwurf auch Erzieher, Lehrer, medizinisches Personal und Asylbewerber, die in Gemeinschaftsunterkünften leben, künftig geimpft werden.
