Erfinder Samuel Finley Breese Morse um 1870 © picture-alliance / newscom / Picture History | Mathew Brady Foto: Mathew Brady

Samuel F. B. Morse: Erfinder der elektrischen Telegraphie

Sendung: ZeitZeichen | 27.04.2011 | 20:15 Uhr | von Erdenberger, Ralph
14 Min | Verfügbar bis 31.12.2099

Samuel Finley Breese Morse ist gerade dabei, ein Historienbild zu malen, als ihm ein reitender Bote die Nachricht von der schweren Erkrankung seiner Frau überbringt. Angeblich lässt er alles stehen und liegen und reist mit der Eisenbahn heim nach New Haven. Als er ankommt, ist seine Frau bereits gestorben.

Wenn man der Legende glauben darf, ist dies jenes Schlüsselerlebnis, das aus dem Maler Morse den Erfinder des Morsens macht.

Elektrisiert von Malerei
Geboren wird Morse am 27. April 1791 in Charlestown, Massachusetts. Im selben Jahr stellt der Franzose Claude Chappe den ersten optischen Telegrafen aus einem fünf Meter hohen Holzgerüst mitsamt schwenkbarer Balken auf, mit dessen Hilfe sich Nachrichten übermitteln lassen; schon bald ist es damit möglich, in einer Minute Distanzen bis zu 135 Kilometern zu überbrücken. Bei Nebel oder Dunkelheit allerdings herrscht Funkstille – ein Missstand, den Morse später beseitigen wird.

Zunächst aber denkt Morse gar nicht daran, das Nachrichtenwesen zu erneuern - und das, obwohl er während seines Studiums am Yale College bereits mit den übermittelnden Möglichkeiten der Elektrizität vertraut gemacht worden ist. Er heiratet, wird Vater von drei Kindern und malt erfolgreich historische Bilder und Porträts, darunter eines des französischen Politikers und Generals Marquis de Lafayette.

Von Baltimore nach Washington
Mitte der dreißiger Jahre erfährt Morse von den Versuchen Carl August von Steinheils, dem es gelungen ist, die elektrisch erzeugten Bewegungen von Magnetnadeln aufzuzeichnen. Endlich springt der Funke über. In seinem Atelier bastelt der Maler aus einem alten Uhrwerk, einer Staffelei und Papierstreifen seinen ersten Morseapparat, den er in der Folge immer mehr verfeinert. Zur Übermittlung entwickelt Morse einen binären Code aus Punkten und Strichen, wobei die am häufigsten benutzten Buchstaben die kürzesten Zeichen erhalten: Dieses benutzerfreundliche Morsealphabet wird seine genialste Erfindung.

1837 schreibt der amerikanische Kongress eine optische Telegrafenlinie aus. Mit guter Lobbyarbeit und Hartnäckigkeit gelingt es Morse, den Politikern die Vorteile seiner anders gearteten Erfindung zu vermitteln. Am 1. Mai 1844 telegrafiert Morse die Nominierung von Henry Clay zum Präsidentschaftskandidaten aus Baltimore nach Washington; drei Wochen später wird der Kommunikationsweg offiziell eröffnet.

Danach ist der Siegeszug des Morsens nicht mehr aufzuhalten. Als sein Erfinder 1872 im Alter von fast 81 Jahren stirbt, sind Europa und Amerika bereits telegrafisch miteinander verbunden.

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