Frau steht vor Ventilator © Riccardo De Luca / Avalon

Heißer war es im Norden nie

Stand: 21.07.2022 09:43 Uhr

Erstmals ist in Norddeutschland die 40-Grad-Marke erreicht worden - und zwar in Hamburg und in Niedersachsen. In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gibt es ebenfalls neue Landes-Temperaturrekorde.

Der bisherige traurige Rekord für die höchste je gemessene Temperatur Norddeutschlands hielt nur drei Jahre: Mit 40,1 Grad war es nach vorläufigen Daten in Hamburg-Neuwiedenthal am Mittwoch noch um 0,5 Grad wärmer als im Juli 2019 in Dörpen (Landkreis Emsland), wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. Auch in allen anderen Nord-Bundesländern gibt es neue vorläufige Temperaturhöchstwerte: in Niedersachsen mit 40,0 Grad in Barsinghausen-Hohenbostel (Region Hannover), in Schleswig-Holstein mit 39,1 Grad in Grambek (Kreis Herzogtum Lauenburg) und in Mecklenburg-Vorpommern mit 39,4 Grad in Boizenburg (Landkreis Ludwigslust-Parchim). Schon am Dienstag waren im Norden verbreitet Temperaturen weit oberhalb der 30-Grad-Marke gemessen worden.

Regen und Gewitter bringen Abkühlung

In Niedersachsen zogen in der Nacht zu Donnerstag Regenschauer über das Land und brachten Abkühlung. Vor allem zwischen 2 und 3 Uhr kam es zu teils heftigen Gewittern - örtlich auch mit Starkregen. Größere Schäden meldeten Polizei und Feuerwehr allerdings nicht. Eine Unwetterwarnung vor schwerem Gewitter war kurz vor 4 Uhr nachts aufgehoben worden.

Nach Wochen der Trockenheit ist den ausgetrockneten Böden mit Gewitterregen jedoch nicht wirklich geholfen. Hartig nennt es das "mediterrane Problem": Das meiste spült oberflächlich ab, sickert nicht ein. "Für den Grundwasserspiegel bringt das nichts", sagt Hartig.

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Abkühlung in Sicht, aber kein Landregen

Dafür sei ein ausgiebiger Landregen mit kleineren Tropfen und über längere Zeit nötig. Doch der ist erst einmal nicht in Sicht. Für Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern erwartet Hartig zudem nur einzelne Schauer, auf dem Weg dorthin löse sich das Tief langsam auf. "Dahinter sickert kühlere Luft ein", so der Wetterexperte. Bis Sonnabend werden verbreitet - etwa an den Küsten - nur noch 20 Grad erreicht, im Binnenland maximal 27 Grad. Erst ab Sonntag könnten die Temperaturen wieder steigen. Niederschlag werde es nach Durchzug des Tiefs bis Montag keinen nennenswerten mehr geben, sagt Hartig: "Das sind keine Tage, an denen man mit Regenschirm vor die Tür gehen muss."

"Unser Schicksal: Sommer werden heißer und trockener"

Hitzewellen wie in dieser Woche in Deutschland sind laut DWD-Meteorologe Hartig eine erwartbare Folge des Klimawandels. "Die Extrema werden immer mehr zum Normalfall", so fasste der Experte die wissenschaftliche Kenntnis zusammen. Dazu gehöre, dass die Sommer auch in unseren Breiten zunehmend heißer und trockener werden. Zwei Entwicklungen, die sich zudem gegenseitig bedingen. Seit Jahresbeginn hat es in den meisten Monaten (mit Ausnahme des sehr nassen Februars) teils deutlich zu wenig geregnet, die Folgen spüren nicht nur die Bauern. "Denn wenn die Böden knochentrocken sind, fehlt die kühlende Wirkung der Verdunstung", sagte Hartig. Die Folge: Es wird noch heißer.

Waldbrandgefahr vielerorts sehr hoch

Die Waldbrandgefahr ist aktuell in vielen norddeutschen Regionen hoch bis sehr hoch. Offene Feuer und glimmende Zigaretten können im Garten oder Wald leicht Brände entfachen. Die Stadt Hannover verbietet deshalb das Grillen und offenes Feuer in Parks. Die Feuerwehren in Mecklenburg-Vorpommern rechnen wegen Trockenheit und Hitze mit einer steigenden Zahl an Einsätzen. Unter anderem gehe man von mehr Vegetationsbränden durch Erntearbeiten oder unachtsames Verhalten und einer steigenden Zahl an Hitzeopfern aus, so der Landesfeuerwehrverband.

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