Boni für Bahn-Manager - Was sich bald ändern soll
An die Topmanager der Deutschen Bahn werden insgesamt Boni in Millionen-Höhe gezahlt - obwohl die selbst gesteckten Ziele für Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit deutlich verfehlt wurden. Was heißt das für die Zukunft? 2024 soll die Bahn ein neues Vergütungssystem bekommen.
Die jüngsten Recherchen von NDR/WDR/SZ zu den Boni-Zahlungen bei der Deutschen Bahn haben im politischen Berlin für Wirbel gesorgt. Was ändert sich, wenn das neue Vergütungssystem kommt? Und wo liegt die Kritik am aktuellen System?
Haupt-Kritikpunkt beim aktuellen Bonussystem der Vorstandsbezüge der Deutschen Bahn ist eine Regelung, die greift, wenn das Unternehmen in wichtigen Zielen versagt. Denn es gibt die Möglichkeit, dass die Boni für Einzelziele miteinander verrechnet werden. Für Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit gab es für die Bahn-Manager zuletzt null Punkte. Aber die Bahn hatte bei bestimmten selbstgesteckten Zielen - zum Beispiel bei der Reduktion der CO2-Emissionen und beim Anteil von Frauen in Führungspositionen - ihre Vorgaben übererfüllt. Dafür, dass das Unternehmen dort ein bisschen besser war als geplant, gab es teilweise die doppelte Punktzahl. In Summe sollen die Vorstandsmitglieder deshalb insgesamt knapp fünf Millionen Euro an Boni für das Jahr 2022 bekommen. So eine Schlussabrechnung soll es künftig nicht mehr geben bei der Bahn. Wenn ein Ziel verfehlt ist, soll der Bonus insgesamt geringer ausfallen.
Verkehrsministerium: Vergütung wieder mehr am Gemeinwohl orientieren
Zu den vielen Reaktionen auf die Recherche gehörte auch folgende der Bundesregierung: Ein Sprecher des Verkehrsministeriums sagte auf der Bundespressekonferenz: "Der Bund ist angetreten, in dieser Legislatur das Gemeinwohl wieder in den Vordergrund zu rücken. Und das tun wir, indem wir die individuellen Ziele der einzelnen Vorstände wieder stärker am Gemeinwohl orientieren." Die Bundesregierung sitzt mit mehreren Vertreterinnen und Vertretern im Aufsichtsrat und kann Veränderungen daher mit beeinflussen.
Welche Ziele zählen? Nachhaltigkeitsziele vs. Gemeinwohl?
"Gemeinwohl" ist Definitionssache. Nach den Unterlagen, die die Reporterinnen und Reporter vom NDR einsehen konnten, werden im neuen Vergütungsmodell die sogenannten Nachhaltigkeitsziele stärker gewichtet. Dazu könnten auch die CO2-Emissionen und die sozialen Aspekte wie Mitarbeiter-Zufriedenheit zählen. Wenn man aber argumentiert, in erster Linie sei es im Interesse des Gemeinwohls, dass die Züge pünktlicher werden und die Kundinnen und Kunden insgesamt zufriedener sind, dann dürfte das Gemeinwohl - nach dem vorliegenden Entwurf - sogar weiter an Bedeutung verlieren.
Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit bei der Boni-Berechnung
Bei der Berechnung von Boni für Vorstände, ist es üblich, dass zwischen kurzfristigen und langfristigen Zielen unterschieden wird. Die kurzfristigen Ziele gelten für ein Jahr, die langfristigen bei der Bahn für vier Jahre. Dass die Deutsche Bahn kurzfristig ihre Probleme bei der Pünktlichkeit in den Griff bekommen kann, ist nicht zu erwarten. Viel hängt an der maroden Infrastruktur und den vielen Baustellen, die Verspätungen auslösen. Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit werden wohl bei den kurzfristigen Zielen jetzt nur noch zu 15 Prozent in die Gesamtwertung einfließen - bisher waren es 20 Prozent. Bei den langfristigen Zielen, die sich üblicherweise besser beeinflussen lassen, sollen Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit künftig aber offenbar gar keine Rolle mehr spielen.
Konkurrenzfähigkeit ist ein Grund für neues Vergütungsmodell
Auf eine Nachfrage des NDR, wie die DB dieses Modell rechtfertige, hat sich die Bahn nicht geäußert und darauf verwiesen, das sei Sache des Aufsichtsrates. In den Protokollen des Aufsichtsrates hingegen lässt sich nachlesen, dass man die Vergütung umstelle, weil man sich an anderen Unternehmen orientieren möchte. Mit denen steht die Bahn auch in Konkurrenz um Führungspersonal. Deshalb wurde außerdem eine Gruppe von Unternehmen definiert, mit denen sich die Bahn in Punkto Vorstandsvergütung künftig messen will. Die Liste dieser Konzerne liegt dem NDR vor. Neben Volkswagen und Siemens sind auch die Energieriesen EnBW und RWE, die Deutsche Post und Telekom sowie die Lufthansa und auch andere europäische Bahnunternehmen darunter.
Bahn rechnet zunächst mit sinkenden Boni
In den Prognosen geht die Bahn davon aus, dass die Bezüge der Vorstände in den ersten drei Jahren erstmal sinken werden. Aber mittelfristig bis langfristig soll es dann wieder mehr Geld für das Führungspersonal der Bahn geben.