Arbeitslosenzahl steigt weiter, Kurzarbeit hilft weiter
Das neue Jahr beginnt wie üblich mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahl, auch in allen Nordländern. Gegenüber dem Vorjahresmonat fällt das Plus deutlich aus, die saisontypische Zunahme hingegen ist mitunter sogar kleiner als in den Vorjahren.
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Januar saisonüblich um 193.000 auf 2,901 Millionen gestiegen. Die Arbeitslosenquote legte um 0,4 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent zu, wie die Bundesagentur für Arbeit am Freitag in Nürnberg mitteilte. In Norddeutschland ist die Entwicklung nach oben vor allem im Vergleich zum Vorjahresmonat deutlich, wohingegen der saisonbedingte Anstieg von Dezember zu Januar in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern prozentual sogar geringer ausfiel als in den Vorjahren. Ein Instrument hilft dem Arbeitsmarkt in der Corona-Krise weiterhin sehr stark: die Kurzarbeit.
Niedersachsen: Steigung überwiegend saisonbedingt
In Niedersachsen waren im Januar 267.035 Menschen arbeitslos gemeldet und damit 15.939 mehr als im Dezember (+6,3 Prozent). Die Arbeitslosenquote stieg von 5,7 auf 6,1 Prozent. "Im Winter steigt die Arbeitslosigkeit immer an, da in einigen witterungsabhängigen Branchen wie auf dem Bau nicht in vollem Umfang gearbeitet werden kann", sagte Johannes Pfeiffer, Chef der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen der Bundesagentur für Arbeit. Zudem liefen zum Ende des Jahres Arbeitsverträge aus. Die höhere Arbeitslosenzahl sei daher überwiegend auf die saisonale Entwicklung zurückzuführen. Gegenüber dem Januar vor einem Jahr fällt der Anstieg mit 37.035 mehr arbeitslos gemeldeten Personen oder gut 16 Prozent deutlich aus. Doch die Auswirkungen des harten Lockdowns zeigen sich laut Pfeiffer weniger bei der Arbeitslosigkeit, sondern deutlicher an den steigenden Anzeigen auf Kurzarbeit. "Das zeigt uns, dass die Kurzarbeit funktioniert und weiterhin viele Arbeitsplätze schützt. Entlassungen halten sich in Grenzen", so Pfeiffer. Im Dezember und Januar seien insgesamt knapp 13.900 Anzeigen auf Kurzarbeit bei den Arbeitsagenturen in Niedersachsen eingegangen.
Schleswig-Holstein: Jahreszeitlich bedingter Anstieg geringer als sonst
In Schleswig-Holstein stieg die Zahl der Arbeitslosen auf 98.900, die Quote nahm von 5,9 auf 6,3 Prozent zu. Das ist ein Plus von 6.100 Personen oder 6,6 Prozent gegenüber Dezember und von 13.100 oder 15,3 Prozent gegenüber dem Januar 2020. "Der Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein trotzt dem aktuellen Lockdown. Zwar sind im Vorjahresvergleich die Auswirkungen der Corona-Pandemie weiterhin deutlich sichtbar", betonte Margit Haupt-Koopmann, Chefin der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit. Doch der jahreszeitlich übliche Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat Dezember sei sogar geringer ausgefallen als in den Vorjahren. Dieser hatte etwa im Januar 2020 gegenüber Dezember 2019 noch bei 6.800 (+8,6 Prozent) und im Januar 2019 bei 7.600 (+9,6 Prozent) gelegen.
Mecklenburg-Vorpommern: Wieder mehr als 70.000 Arbeitslose
Im Nordosten zeigt sich ein ähnliches Bild: So stieg in Mecklenburg-Vorpommern die Zahl der Arbeitslosen von Dezember auf Januar um rund 5.600 auf 70.800. Das sei zwar mit einer Steigerung von 8,6 Prozent deutlich höher, doch sei der jahreszeitlich übliche Anstieg der Arbeitslosigkeit von Dezember zu Januar auch hier prozentual geringer ausgefallen als 2020 (9,3 Prozent) und 2019 (10,6 Prozent). Im Vergleich zum Januar 2020 liegt die Zahl der Erwerbslosen jetzt um 7.300 oder 11,5 Prozent höher. Die Quote liegt bei 8,6 Prozent nach 7,9 Prozent im Dezember.
Hamburg: Kurzarbeit bleibt "Mittel der Wahl"
In Hamburg sind im Januar 86.933 Menschen arbeitslos gemeldet gewesen. Das sind rund 19.000 mehr als im Vorjahresmonat und 4.574 mehr als im Dezember. Die Arbeitslosenquote liegt bei 8,1 Prozent. Den Anstieg zum Vormonat hat Arbeitsagentur-Chef Sönke Fock erwartet. Er bewege sich im Rahmen, in dem auch in den vergangenen Jahren mehr Hamburger im Januar arbeitslos waren als im Dezember. Kurzarbeit sei nach wie vor "das Mittel der Wahl", sagte Fock NDR 90,3. Wegen des verlängerten Lockdowns haben im Dezember und Januar rund 3.000 Unternehmen Kurzarbeit angemeldet. Wie sich Hamburgs Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten entwickelt, hängt auch von der Entwicklung der Corona-Pandemie ab. Dass aber selbst die stark von der Krise stark betroffenen Tourismus- und Veranstaltungsbranchen offene Ausbildungsstellen für den Herbst melden, könne man als positives Zeichen werten.
