Prof. Stefan Kluge (Direktor Intensivmedizin UKE) im Interview im Hamburg Journal. © Screenshot

UKE-Mediziner Kluge: Corona-Sommerwelle noch nicht in Kliniken

Stand: 15.06.2022 20:37 Uhr

Der Leiter der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Stefan Kluge, hat sich am Mittwochabend im Hamburg Journal des NDR Fernsehens zu den steigenden Corona-Zahlen geäußert.

Kluge sagte, betrachte man nur die Infektionszahlen, dann habe Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) recht, wenn er von einer Corona-Welle im Sommer spreche. Im gesamten Bundesgebiet würden die Zahlen derzeit stark ansteigen. Aber man müsse natürlich gucken, wie die Belastung in den Krankenhäusern aussieht. Und diese sei sehr gering. "Wir haben momentan nur 15 Corona-Patienten auf Hamburger Intensivstationen", sagte Kluge. "Das heißt: Dort kommt zum Glück diese Welle noch nicht an." Er gehe davon aus, dass es in den Kliniken auch in den nächsten Wochen ruhig bleiben werde. Allerdings rechne er mit mehr Krankheitsfällen bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Variante BA.5 wohl bald dominant

Derzeit verbreite sich die Omikron-Variante BA.5, fast alle neuen Corona-Fälle seien diesem Typ zuzurechnen, so Kluge. Wahrscheinlich werde sie bald dominant sein. Die Variante mache zum Glück nicht so schwer krank, sagte Kluge. Geimpfte seien gut dagegen geschützt. Allerdings übertrage sich die Variante leichter als andere.

Tausende bei Konzerten

Derzeit besuchen Tausende Hamburgerinnen und Hamburger Konzerte, zum Beispiel von Rammstein oder Kiss. Dazu sagte Kluge, jeder Kontakt erhöhe das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus - vor allem intensive Kontakte ohne Maske. Bei Veranstaltungen im Freien gebe es jedoch ein deutlich geringeres Risiko als bei Veranstaltungen in engen Räumen. Allerdings müsse nach mehr als zwei Jahren Corona auch das Leben wieder stattfinden. "Wir haben eine Variante, die nicht so krank macht - insofern kann man das schon rechtfertigen, dass man solche Veranstaltungen zulässt", meinte Kluge. Bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen sollten Risiko-Patientinnen und -Patienten jedoch vorsichtig sein.

Risiko steigt mit dem Alter

Gefragt danach, welche Personen eine Auffrischungsimpfung brauchen, sagte Kluge, das Risiko steige in der Regel mit dem Alter. Eine dreifache Impfung sei bei allen Erwachsenen notwendig, gerade bei den älteren. Es mache ihm Sorgen, wenn über 60-Jährige noch nicht geimpft sind. Eine vierte Impfung werde empfohlen bei den über 70-Jährigen oder bei Menschen mit einer Immunschwäche.

Kluge: Gut für den Herbst vorbereiten

Kluge sagte, man müsse die Zahlen nun gut beobachten und Informationen über die Corona-Patientinnen und -Patienten sammeln. Für den Herbst müsse man sich gut vorbereiten - idealerweise mit angepassten Impfstoffen.

Ärztekammer: Wieder mehr auf Hygienemaßnahmen achten

Derweil rief die Ärztekammer Hamburg die Menschen angesichts der steigenden Corona-Zahlen auf, wieder stärker auf Hygienemaßnahmen zu achten und Impfangebote wahrzunehmen. "Die steigenden Infektionszahlen zeigen, dass die Pandemie nicht vorbei ist, auch wenn schwere Krankheitsverläufe aktuell glücklicherweise selten sind", sagte Pedram Emami, Präsident der Ärztekammer Hamburg, am Mittwoch. Jede und jeder könne und sollte daher eigenverantwortlich handeln.

Sozialbehörde: Inzidenzwert stark gestiegen

Die Hamburger Sozialbehörde veröffentlicht nur noch einmal pro Woche Corona-Zahlen. Nach Angaben vom Dienstag ist der Inzidenzwert in den vergangenen sieben Tagen weiter gestiegen. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner in den zurückliegenden sieben Tagen liegt nach Angaben der Behörde jetzt bei 484,6. Vor einer Woche betrug der Inzidenzwert noch 383,7.

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Laborarbeiten mit Corona. © picture alliance/dpa/TASS | Anton Novoderezhkin Foto: Anton Novoderezhkin

Corona-Zahlen: Inzidenz in Hamburg weiter gestiegen

Die Hamburger Sozialbehörde veröffentlicht nur noch einmal in der Woche Corona-Zahlen. Der Inzidenzwert liegt demnach bei 484,6. (14.06.2022) mehr

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Hamburg Journal | 15.06.2022 | 19:30 Uhr

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