Kommentar: Die 2G-Option spaltet
In Hamburg gibt es jetzt eine 2G-Option. Das bedeutet, Veranstaltende können entscheiden, ob sie nur noch Geimpfte und Genesene einlassen. Die wären dann von den Corona-Einschränkungen weitestgehend befreit. Alternativ können Veranstalterinnen und Veranstalter zusätzlich Getestete reinlassen nach dem 3G-Modell - das aber nur mit den bekannten Hygieneregeln. Diese Entscheidung des Hamburger Senats hat für viele Diskussionen gesorgt. Anette van Koeverden kommentiert.
Eines vorweg: Die 2G-Regel spaltet die Stadt und die Aufregungskurve ist hoch. Über 10.000 Kommentare haben uns erreicht. Viele mussten wir löschen, weil sie verunglimpfend, beleidigend oder drohend waren. Die Meinungen, die öffentlich stehen, reichen von "Richtig so", "Ungeimpfte müssen mit den Konsequenzen leben" bis hin zu "Ungeimpfte werden diskriminiert" und "Das spaltet die Gesellschaft".
Schwierige Entscheidung
In dieser aufgeheizten Stimmung müssen jetzt die Veranstalter, Wirtinnen und Gastronomen entscheiden, wen sie künftig reinlassen. Da sind Konflikte, Streit und Auseinandersetzung vorprogrammiert. Eine schwierige Situation: Beim 2G-Modell müssen sie Gäste abweisen, die nur einen Test haben - und werden möglicherweise beschimpft. Entscheiden sie sich für das 3G-Modell, stehen sie schnell als Impfskeptikerinnen und -skeptiker da. Also egal wie man es macht, man macht es verkehrt.
Ungeklärte Details
Dazu noch jede Menge Details, die nicht geklärt sind: Wer zahlt die Löhne für das Personal, das nicht geimpft oder genesen ist, wenn ich mich für 2G entscheide? Darf ich als Arbeitgeber abfragen, wer geimpft ist? Wie sollen die Kontrollen laufen, für die die Veranstalter voll verantwortlich sind? Und was mache ich mit Buchungen von Nicht-Geimpften? Schließlich die Frage: Wie viel Streit und Auseinandersetzung muss ich in Kauf nehmen?
Zur Wahrheit dazu gehört aber auch, dass die Veranstaltungsbranche der Politik seit Wochen und Monaten in den Ohren gelegen hat mit dem Wunsch nach mehr Freiheiten. Die haben sie jetzt natürlich bekommen.
Bessere Abstimmung hätte viel Ärger erspart
Dennoch finde ich es nicht in Ordnung, dass die Veranstalter mit den Problemen allein gelassen werden. Denn der Senat hat seine Verantwortung weitergegeben. Die grobe Vorgabe ist gemacht, die Details sollen andere ausarbeiten. Eine bessere Abstimmung hätte viel Ärger erspart. Gut gemeint ist eben nicht gleich gut gemacht.
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