Die Hamburger Musikszene im Lockdown light
Für Musikschaffende ist der momentane Lockdown eine Katastrophe. Denn ohne Auftritte haben viele von ihnen kein Einkommen.
Acht Monate erst gar keine Auftritte, dann nur unter strengsten und zumeist unrentablen Regeln und Bedingungen mögliche kleine Konzerte. Die aber sind für viele Musikschaffende Haupteinnahmequelle. Und jetzt: der erneute Lockdown für die gesamte Branche. Und die reagiert auch in Hamburg.
Der Genickschuss für die Branche
Der Musiker Stefan Gwildis formuliert es in dieser Woche in seinem offenen Brief an die Bundeskanzlerin ganz deutlich: "Diese Maßnahmen sind nicht erforderlich, nicht geeignet und nicht verhältnismäßig. Und für viele, die in diesem Bereich Hotellerie, Gastronomie und Unterhaltungswirtschaft arbeiten: der Genickschuss!" Er fordert ein Ende des Lockdown light und weitere Gespräche mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die einen Kulturbetrieb unter Corona denkbar machen können.
Alarmstufe Rot
Viele der Hamburger Musikerinnen und Musiker unterstützen die Initiative der Veranstaltungswirtschaft, "Alarmstufe Rot" und machen vor allem auf die fehlende Lobby der Kulturbranche, trotz ihrer großen wirtschaftlichen Bedeutung, aufmerksam. So sagt der Musiker Enno Bunger: "Es geht um die Art und Weise, wie einige lobby- und einflussreiche Branchen (wie z.B. Lufthansa, Bundesliga, Automobilbranche) gegenüber anderen bevorteilt werden, darüber, wie das Hilfspaket für so ziemlich alle Soloselbstständigen, die ich kenne, von Anfang an keine Hilfe sein konnte."
Perspektivlosigkeit und schwindende Hoffnung
Staatliche Hilfen, die bei vielen nicht greifen und Unsicherheit wie es weitergehen soll, umtreiben die meisten Menschen im Hamburger Musikgeschehen, ob Clubbesitzer, Tontechnikerinnen, Caterer, den Schlagzeuger hinten auf der Bühne, oder die Frontfrau. "Das schlägt sich wahnsinnig aufs Gemüt nieder. Wir sind konfrontiert mit einer Perspektivlosigkeit, die ihres gleichen sucht. Gleichzeitig lieben wir unseren Beruf so sehr. Wir haben noch die Hoffnung, dass die Politik uns hört, aber mit jedem Monat, der ins Land streicht, schwindet die Hoffnung", sagte Sängerin Miu bei Hamburg Sounds. Und ihre Kollegin Tokunbo, die eigentlich am vergangenen Freitag einen Auftritt in der Lola in Bergedorf gehabt hätte, fragt sich wie lange das so sein wird. "Nachdem die Nachricht (von der Absage) kam, hab ich mich eigentlich nur noch leer und kraftlos gefühlt, weil dieses Hin und Her so zermürbend gewesen war". Und sie fügt hinzu: "Ich hoffe sehr, dass die Maßnahmen greifen, (...) dass wir als Gesamtgesellschaft dann auch wenigstens was davon haben."
"Wir müssen laut werden"
Auch Udo Lindenberg spricht für sich und vor allem für seine Crew von einer "Art Berufsverbot": "Die Branche hängt hier jetzt unten im Jammertal, aber da gehören wir nicht hin. Unser Platz ist da oben auf dem Olymp der großen Künste (..). Wir brauchen auch aus Berlin die Wertschätzung, die uns zusteht (...). Kulturland Deutschland darf nicht untergehen."
