Unterwegs mit einem Hamburger Hilfskonvoi zur ukrainischen Grenze
Die freiwilligen Helferinnen und Helfer der Rettungshundestaffel sind von Hamburg-Wilhelmsburg mit einem Hilfskonvoi nach Ungarn gefahren, um Menschen an der ukrainischen Grenze zu helfen. Auf dem Rückweg haben sie Flüchtlinge mitgebracht. Das Hamburg Journal hat sie begleitet.
Nach zwei Tagen Spenden sammeln in Hamburg ging es am Donnerstag los. Die Fahrzeuge fuhren vollgepackt mit warmer Kleidung, Hygieneartikeln, Lebensmitteln und Schlafsäcken, Beatmungsgeräten, Verbandsmaterial und Medikamente an Bord los. Mit dabei war auch Reporter Hauke Lorenz vom NDR Hamburg Journal, der den Konvoi mit der Kamera begleitete. Er hat Eindrücke vom Weg zur ungarisch-ukrainischen Grenze, der Unterstützung im Grenzbereich und vom Weg zurück nach Hamburg gesammelt. Auf dem Rückweg brachten die Helfenden ukrainische Flüchtlinge mit nach Hamburg.
Einsatzleiter geht von unübersichtlicher Lage aus
Die Mutter, beziehungsweise Schwiegermutter, zweier Mitglieder der Hundestaffel aus Kiew soll an der Grenze aufgenommen werden. Am späten Donnerstagabend gab es eine erfreuliche Nachricht: Sie hat es geschafft, die Stadt in einem Zug zu verlassen. Sie soll am Freitagmittag an der Grenze ankommen.
Einsatzleiter Stefan Ossowski geht davon aus, dass man vor Ort eine unruhige und unübersichtliche Lage vorfinden werde. Er vermutet, auf panische und traumatisierte Menschen zu treffen. "Es wird nicht leicht sein, sich eine Übersicht zu verschaffen und weitere Personen für die Rückreise auszuwählen." Geplant sei, vor allem Personen auszuwählen, die erschöpft sind und einfach nicht mehr können. Der Partner vor Ort, Caritas Ungarn, werde dabei eine Hilfe sein, vermutet Ossowski.
Neues Ziel zum Ausladen - vier Stunden bis zur ukrainischen Grenze
Der Konvoi ist noch vier Stunden Fahrtzeit von der ukrainischen Grenze entfernt. Durch die Einrichtung der Hilfskorridore wird mit viel mehr Menschen gerechnet. Die Rettungshundestaffel Hamburg und Harburg wird daher die Hilfsgüter zu einem neu eingerichteten Lager im ungarischen Nyíregyháza bringen. Von dort aus ist es noch ca eine Stunde an die Grenze. Dort sollen 20 geflüchtete Menschen aufgenommen werden.
Hilfsgüter wurden an die Caritas übergeben
Die Hilfsgüter sind ausgeladen und der Caritas in Nyíregyháza übergeben worden. Im nächsten Schritt soll die Mutter/Schwiegermutter zweier Mitglieder des Konvois abgeholt werden. Weitere Geflüchtete mit Ziel Hamburg sind bislang noch nicht in Sicht.
Erste Geflüchtete konnten aufgenommen werden

Die Mutter/Schwiegermutter wurde an einem verabredeten Bahnhof im ungarischen Zahony eingesammelt. Auch neun weitere Geflüchtete konnten bereits aufgenommen werden. Es standen in der Nacht aber nicht so viele Menschen am Bahnhof, wie Sitzplätze da sind. Übernachtet wird nun in einem Hotel in der Nähe von Nyíregyháza.
Hilfskonvoi fährt erneut ins Grenzgebiet
In der Nacht hat sich der Konvoi verfahren, alle Mitglieder haben eine kurze Nacht hinter sich. Um 10:15 Uhr gibt es Frühstück. Danach fährt die Gruppe circa eine Stunde zurück nach Zahony in Grenznähe. Dort besteht Kontakt zu einem Pastor, der Personen für die freien Plätze vermittelt hat. Anschließend wird der Rückweg angetreten.
Am Abend soll ein weiterer Stopp in Dresden eingelegt werden. Die geplante Ankunft in Hamburg wurde dadurch auf Sonntag gegen 15 Uhr geändert. Ein Besuch direkt der Grenze, beziehungsweise am Übergang selbst, ist bislang nicht geplant.
Rückweg: Kurz vor der Grenze der Slowakei
Fünf weitere Kriegsflüchtlinge konnten aufgenommen werden. Eine Geflüchtete hatte auf dem Weg einen Nervenzusammenbruch, ein Kind hat Zahnschmerzen - die Stimmung ist angespannt und die Schicksale der Menschen gehen allen Mitwirkenden nahe. Das nächste Ziel lautet Dresden, wo die Nacht zu Sonntag verbracht werden soll. Hauke Lorenz berichtet vor Ort:
Rückweg: Unterkunft bei den Johannitern
Sonntagnacht war das Team im sächsischen Heidenau bei Dresden. Die Rettungshundestaffel Hamburg und Harburg sind über Organisationen des Katastrophenschutzes organisiert. Für den Zwischenstopp stellten die Johanniter ihre Infrastruktur, also Verpflegung, Räumlichkeiten und Feldbetten zur Verfügung. Von den Reisenden haben fünf Personen Verwandte und Kontakte in anderen Orten.
Sonntagfrüh sind drei Personen mit der Bahn nach Amsterdam weitergereist. Das Kind mit den Zahnschmerzen wurde zum Zahnarzt gebracht, um von dort aus mit seiner Mutter weiter nach Straßburg zu fahren. Die verbleibenden zehn Mitreisenden sind nun mit der Staffel auf dem Weg nach Hamburg. Eine Mutter wird mit ihren Kindern nach Karlsruhe weiterreisen.
Emotionen bei den Geflohenen
Nach dem Frühstück bedankte sich die aus der Ukraine geflohene Schwiegermutter eines Mitgliedes der Rettungshundestaffel Hamburg und Harburg für die erfahrene Unterstützung und konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Auch bei Interviews mit weiteren Mitreisenden kamen Emotionen hoch. Drei Frauen erzählten unabhängig voneinander, dass sie sich tagelang in Kellern in der Ukraine aufgehalten hatten. Schließlich hatten sie die Situation nicht mehr ausgehalten und die Flucht angetreten. Im Zug waren sie an die Grenze von Ungarn gefahren, um sich in Sicherheit zu bringen. Die Bahn war vollkommen unbeleuchtet durch die Nacht unterwegs gewesen.
Angekommen in Hamburg
Die Rettungshundestaffel Hamburg und Harburg ist in Wilhelmsburg angekommen. Allein von diesem Transport werden sieben Personen ein neues Leben in Hamburg starten, neben der Schwiegermutter eines Staffelmitglieds, sind eine Mutter mit Kind und Großmutter sowie eine alleinstehende Frau dabei. In Hamburg kennen sie bislang nur die Mitglieder der Rettungshundestaffel Hamburg und Harburg. Gastfamilien haben ihre neuen Mitbewohnerinnen und -bewohner in Empfang genommen.
Der NDR berichtet über die Hilfsaktion bis zur Wiederankunft in der Hansestadt. Tägliche Updates zur Fahrt der Hilfsaktion erhalten Sie im NDR Fernsehen um 19.30 Uhr im Hamburg Journal, im Radio bei NDR 90,3 und auf NDR.de.
