Tidegebiet Kreetsand soll für weniger Schlick im Hafen sorgen

Stand: 02.06.2023 20:24 Uhr

Wie kann die Elbe nach zahlreichen Flussvertiefungen und -begradigungen wieder ein Stück weit in ihren Ursprungszustand zurückversetzt werden? Hamburg hat dazu in Wilhelmsburg eine ehemalige Schlickdeponie zu einem Flachwassergebiet umgebaut. Die Fläche ist etwa anderthalb mal so groß wie die Binnenalster.

Vögel zwitschern im Unterholz, ein junges Reh spaziert gelassen am Ufer entlang. Am Kreetsander Hauptdeich habe die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) in den vergangenen zehn Jahren eine Oase geschaffen, lobte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) das Projekt am Freitag. Er sprach von einem Musterbeispiel bei der Renaturierung. Kerstan: "Es hat aber auch einen hohen Aufwand bedeutet. Das Spülfeld war teilweise hoch belastet, die Böden mussten entsorgt werden."

Kosten bei 80 Millionen Euro

Mehr als 50.000 Lastwagenladungen Erde mussten bewegt werden, um das Überflutungsgebiet zu schaffen. Die Gesamtkosten für die Umgestaltung in Kreetsand betragen rund 80 Millionen Euro.

Mehr Platz für die Elbe

Dafür hat die Elbe nun aber auch etwas mehr Platz, wenn die Flut aufläuft. Auf dem 30 Hektar großen Flachwassergebiet auf der Ostseite der Elbinsel Wilhelmsburg sollen bei Flut eine Million Kubikmeter Wasser Platz finden. Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) sagte: "Das ist auch ein Stück weit eine Hochwasserschutzmaßnahme. Da wo Flüsse eingezwängt sind und in engen Flussbetten laufen, da haben sie immer besonderen Druck, wenn sie eine Hochwasserlage haben."

Hamburg hofft auf weniger Schlick

Die Stadt hofft außerdem, dass durch die neue Flachwasserzone die Menge an Schlick zurückgeht, die Jahr für Jahr aus der Elbe gebaggert werden muss. "Die Schaffung des Flachwassergebiets entlastet den Sedimenthaushalt in der Tideelbe und im Hamburger Hafen. Das hilft der Umwelt, das hilft dem Hafen - und Hamburg gibt ein gutes Beispiel ab", sagte Leonhard. Zugleich soll das Tidegebiet Kreetsand ein Naturschutzraum sein, in dem die vom Aussterben bedrohte Sumpfpflanze Schierlingswasserfenchel gedeiht.

Jens Kerstan (Grüne), Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, Melanie Leonhard (SPD), Senatorin für Wirtschaft und Innovation, und Friedrich Stuhrmann, CCO der Hamburg Port Authority bei einem Pressetermin zur Fertigstellung des Tidegebiets Kreetsand. © picture alliance/dpa | Georg Wendt Foto: Georg Wendt
AUDIO: Kreetsand: Neues Überflutungsgebiet vorgestellt (1 Min)

Umweltverbände: Projekt kommt zu spät und ist zu klein

Nach Ansicht von Umweltverbänden kommt das Projekt zu spät und ist zu klein. Die Maßnahme sei "ein Tropfen auf den heißen Stein", und angesichts der negativen Auswirkungen der Elbvertiefung verpuffe die positive Wirkung, erklärte das Aktionsbündnis Tideelbe.

Weitere Informationen
Ein Bagger holt Schlick aus einem Hafenbecken in Hamburg. © picture alliance/dpa | Axel Heimken Foto: Axel Heimken/dpa

Leonhard kündigt erweiterten Tiefgang für Elbschifffahrt an

Ab Jahresende sollen wieder Schiffe mit bis zu 1,90 Meter mehr Tiefgang in den Hafen kommen können, sagte Hamburgs Wirtschaftssenatorin bei NDR 90,3. (06.05.2023) mehr

Ein Schiff zum Ausbaggern der Elbe

Elbschlick: Bund will Kosten für das Baggern anders verteilen

Um den Hamburger Hafen am Laufen zu halten, wird die Elbe regelmäßig ausgebaggert. Der Bund zahlt dafür viel - und will das ändern. (16.02.2023) mehr

Ein Bagger holt bei Arbeiten zur Elbvertiefung Schlick aus einem Hafenbecken © picture alliance/dpa Foto: Axel Heimken

Elbschlick: Schleswig-Holstein sichert Hamburg Hilfe zu

Im Übersee-Club sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Günther, er wolle Hamburg Flächen zur Schlickentsorgung anbieten. (16.03.2023) mehr

Der Schleppsaugbagger "IJsseldelta" arbeitet im Hafen in Hamburg auf der Elbe. © picture alliance / Daniel Reinhardt Foto: Daniel Reinhardt

Einigung im Streit um den Hamburger Elbschlick erzielt

Hamburg hat sich mit Niedersachsen und Schleswig-Holstein darauf verständigt, dass bald wieder Schlick in die Nordsee gebracht werden kann. (21.122022) mehr

Ein Stelzenbagger schaufelt mit einem Hub bis zu 35 Kubikmeter Sand und Mergel © NDR

Schlickproblem im Hamburger Hafen: Fragen und Antworten

Wegen immenser Schlickmengen ist die schiffbare Wassertiefe der Elbe eingeschränkt. Sollte man immer weiter baggern? Wohin mit dem Schlick? mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 02.06.2023 | 13:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Elbvertiefung

Hamburger Hafen

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Vor dem Landgericht Hamburg beginnt ein Prozess gegen drei Männer wegen versuchter Freiheitsberaubung und wegen Drogenhandels. Die Angeklagten stehen neben ihren Anwälten und verdecken ihre Gesichter. © picture alliance / dpa Foto: Jonas Walzberg

Prozess gegen mutmaßliche Drogenbande in Hamburg

Vor dem Landgericht Hamburg hat am Freitag ein Prozess gegen drei Männer wegen Drogenhandels begonnen. Sie sollen außerdem versucht haben, einen Mann zu entführen. mehr