Telefonseelsorge in Corona-Zeiten: Von Ängsten und Einsamkeit
Bei der Telefonseelsorge der Diakonie stehen die Telefone nicht still. Schon immer rufen Menschen hier an, wenn sie Sorgen oder Probleme haben, Rat suchen, oder einfach jemanden zum Reden und Zuhören brauchen.
"Wir haben eigentlich immer eine ausgelastete Leitung", meint Babette Glöckner, Leiterin der Telefonseelsorge Hamburg. "Das ist das ganze Jahr so, auch ohne Corona, aber wir spüren, dass es jetzt nochmal deutlich mehr ist." Dabei gäbe es seit Beginn der Corona-Pandemie nicht nur mehr Anrufe, sondern auch mehr Personen, die zum ersten Mal anrufen. Aber was ist es, was die Menschen in dieser Zeit besonders bewegt?
Ängste werden unterschiedlich vorgetragen
Glöckner hat beobachtet, dass verschiedene Ängste eine große Rolle spielen. "Manche ältere Menschen sorgen sich beispielsweise um ihre Enkel, weil die berufliche Probleme haben durch Corona. Andere sorgen sich um das Thema Beziehung, weil Kontakte weniger oder gar nicht gepflegt werden können." Diese Ängste werden auch sehr unterschiedlich vorgetragen: Einige Menschen tendieren zu großer Wut, andere zu Verzweiflung. Darunter läge aber immer viel Verunsicherung und Angst, meint Glöckner.
Einsamkeit wirkt sich stärker aus als zuvor
Auch das Thema Einsamkeit beschäftigt Menschen aller Altersstufen. In der Telefonseelsorge wird deutlich, dass sich das Alleinsein während der Corona-Krise sehr viel stärker auswirkt als zuvor: Begegnungsstätten wie Sportvereine, über die sonst noch soziale Kontakte gepflegt werden konnten, brechen nun häufig weg. "Dann rufen die Leute bei uns an und sagen: Ich fühle mich jetzt wirklich einsam. Ich merke jetzt, ich kann keine Leute treffen, ich habe irgendwie viel weniger Zugang nach draußen", erklärt Babette Glöckner. In vielen Fällen sei die Einsamkeit zwar schon vor der Corona-Pandemie da gewesen, aber noch nicht so gravierend gespürt worden.
Gleichzeitig könnten die rund hundert ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger in dieser besonderen Phase häufig auch ihre eigenen Erfahrungen mit den Anrufenden teilen und Rückmeldung geben: Mit dem Thema Corona haben schließlich alle zu tun.
Ehrenamtliche bereiten sich mit Schulungen vor
Um die Gesprächspartnerinnen und -partner umfassend auszubilden, organisiert die Leiterin der Telefonseelsorge immer wieder Schulungen und Fortbildungen. "Die sind ungeheuer wichtig, weil sie eine Vorbereitung für diesen schweren, anspruchsvollen Dienst am Telefon sind. Wir gehen jedes Thema, das am Telefon vorkommen kann, durch und bearbeiten es." Dabei wird auch immer nach neuen Ehrenamtlichen gesucht.
Die Telefonseelsorge ist seit über 50 Jahren rund um die Uhr erreichbar - anonym und ohne Gebühren. Jährlich werden in Hamburg mehr als 20.000 Anrufe entgegengenommen. Wer für die NDR-Benefizaktion Hand in Hand für Norddeutschland spendet, unterstützt auch die Telefonseelsorge. Die Spenden fließen in die Ausbildung der Ehrenamtlichen.
