Susanne Daubner über ihre abenteuerliche Flucht aus der DDR
"Tagesschau"-Sprecherin Susanne Daubner wuchs in der DDR auf und schwamm 1989 in die Freiheit. Kurz darauf kam der Mauerfall. Bei Ulf Ansorge erzählt sie von ihrer Flucht und der Zeit danach.
Wenn sie gewusst hätte, dass vier Monate später die Mauer fällt, hätte sie es natürlich nicht getan. Aber das konnte Susanne Daubner im Juli 1989 nicht wissen. Und deshalb beschloss sie, die DDR zu verlassen: "Es ging mir einfach darum, dieses Gefühl von Freiheit ohne Bevormundung zu haben, ohne Angst, dass der beste Freund ein Spitzel sein könnte", erzählt Susanne Daubner im Interview mit NDR 90,3 Moderator Ulf Ansorge: "Einfach frei sein in den Gedanken und in dem, was ich tue. Das war der Grund, warum ich weg bin."
Dramatische Flucht nach Druck von Stasi und SED
Davor hatte sie zunehmend den Druck gespürt, für die Staatssicherheit zu arbeiten und auch in die SED einzutreten. Nach den erfolglosen Anwerbeversuchen der Stasi entschied sie sich zur Flucht. Den Plan dafür setzte Suanne Daubner gemeinsam mit einem Freund aus dem Westen um. Beide trafen sich zuerst in Budapest. Von einem Ort in der Nähe schwammen sie dann nachts durch den Grenzfluss Drava nahe der Donau und gelangten so nach Jugoslawien. Volle sieben Stunden kämpften sie mit den Fluten des Hochwassers, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. "Wir waren beide im Schwimmsport aktiv, sonst hätten wir das wahrscheinlich nicht geschafft." In Zagreb erhielt Daubner schließlich im Konsulat westdeutsche Reisepapiere.
West-Berlin wurde neue Heimat
Nach ihrer Flucht lebte Daubner in West-Berlin. Die ausgebildete Moderatorin und Sprecherin arbeitete dort für den Sender Freies Berlin (SFB) als Nachrichten- und Programmsprecherin. Vom Konsum im Westen fühlte sie sich anfangs überfordert: "Wer braucht zehn verschiedene Sorten Butter und 20 verschiedene Joghurts?", fragte sie sich damals.
Die Flucht nicht bereut
Als dann die Mauer im November 1989 tatsächlich fiel, brauchte sie ein halbes Jahr, um wieder in den Osten gehen zu können. Die Erfahrung der eigenen Flucht kurz zuvor lähmte sie regelrecht und es fühlte sich an, als habe die eigene Vergangenheit sie eingeholt. Dennoch hat sie ihren mutigen Schritt nie bereut. "Ich würde es immer wieder tun. War ein ganz wichtiger Schritt für mich." 1992 arbeitete sie für fünf Jahre auch für den Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB) in Potsdam.
Seit 1999 "tagesschau"-Sprecherin
Fast zehn Jahre nach dem Fall zog es Daubner dann nach Hamburg. 1999 trat sie die Nachfolge von Wilhelm Wieben im Team der "tagesschau"-Sprecherinnen und -Sprecher an.
