Stand: 21.11.2019 20:36 Uhr
Schiller-Oper: Frist der Behörde abgelaufen
Der Streit um die marode Schiller-Oper in Hamburg-St. Pauli geht in eine nächste Runde. Knapp vor Ablauf eines Ultimatums der Kulturbehörde hat die Eigentümerin, die Schilleroper GmbH, Stellung bezogen. Im Januar hatte die Hamburger Behörde mit einer Zwangsreparatur gedroht, damit das denkmalgeschützte Stahlgerüst im Inneren der Schiller-Oper erhalten bleibt. Diese Frist ist am Mittwoch abgelaufen - gebaut wird allerdings noch immer nicht.
Denkmal-Ruine: Rundgang um die Schiller-Oper
Seit 2012 ist die Stahlkonstruktion der Hamburger Schiller-Oper denkmalgeschützt. Die mit Graffiti bemalten Anbauten und die Wellblechverkleidung der Rotunde sind in sehr schlechtem Zustand.
Das Foyer beherbergte noch vor einigen Jahren einen angesagten Club.
Jetzt weisen Warnschilder auf die akute Einsturzgefahr von Teilen des Gebäudes hin.
Wahrscheinlich hat sich jeder Hamburger Streetart-Künstler inzwischen an dem Gebäude verewigt. Das kleine gelbe Plakat an dem verrammelten Fenster in der Bildmitte unten ...
... erinnert an die glanzvollen Zeiten des Rundbaus. Um 1890 war die Stahlkonstruktion für den damaligen Zirkusbau errichtet worden.
Die Anbauten waren früher Ställe für die Zirkustiere.
Später hausten dort prekär beschäftigte Hamburger, "Gastarbeiter" und Asylbewerber.
Teilweise könnte man denken, dass das Gebäude nur noch von den Wandmalereien und Plakaten zusammengehalten wird.
Falls die Schiller-Oper abgerissen wird, sollen auf dem Gelände zwei Neubauten entstehen: An der Stelle der alten Rotunde ein Wohn- und Geschäftshaus mit rundem Grundriss, daneben ist ein weiteres Haus geplant.
Auch der frühere Hintereingang ist abgesperrt ...
... immer wieder sind in der Vergangenheit Teile der Schiller-Oper eingestürzt.
Umstritten ist der Zustand der denkmalgeschützten Stahlkonstruktion. Ein Gutachten der Eigentümer soll jetzt belegen, dass das Gestänge so marode ist, dass eine Sanierung unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht infrage kommt.
Immer wieder sind in den vergangenen Jahren Unbefugte trotz der Warnhinweise auf das Grundstück vorgedrungen. Davon zeugen die "Tags" und Malereien im Innenhof ...
... sowie Foto-Aufnahmen aus der früheren Aufführungshalle, die ins Internet gestellt wurden.
Denkmalschützer sind allerdings der Ansicht, dass das genietete Stahlskelett sehr wohl saniert werden könne. Die Konstruktion gelte als "unkaputtbar".
Rückschau ins 19. Jahrhundert: Stolz stehen Ingenieure und Arbeiter vor dem Stahlskelett des Zirkus-Neubaus. Der Pariser Eiffelturm wurde in gleicher Bauweise errichtet.
Zwanzig Jahre später dient der Zirkus als Theater, später folgt der Umbau zum Opernhaus. Aus dieser Zeit stammt die Bezeichnung "Schiller-Oper".
Eigentümer-Stellungnahme wird geprüft
Laut Kulturbehörde hat die Eigentümerin jedoch eine gutachterliche und anwaltliche Stellungnahme eingereicht. Diese werde jetzt geprüft. Die Stellungnahme dürfte dem offiziellen Gutachten der Stadt widersprechen, wonach die historische Substanz der Schiller-Oper noch zu retten ist.
Besteht die Stadt weiter auf den Denkmalschutz, wird der Schilleroper Objekt GmbH im nächsten Schritt noch einmal eine Frist - eine letzte - gesetzt. Passiert dann wieder nichts, beauftragt die Behörde die nötigen Reparaturen und stellt sie der Besitzerin in Rechnung. Das kann allerdings einige Monate dauern. Bis dahin verfällt die Schiller-Oper weiter.
Die Schiller-Oper in den 1920er-Jahren und heute:
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Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 |
NDR 90,3 Aktuell |
21.11.2019 | 18:00 Uhr