Detlef Scheele, Vorstandsvorsitzender Bundesagentur für Arbeit, spricht in einem Iinterview. © Screenshot

Scheele: "Gegenwärtig kein Einbruch auf dem Arbeitsmarkt"

Stand: 29.06.2022 20:34 Uhr

Detlef Scheele geht in den Ruhestand. Der frühere Hamburger Sozialsenator und Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit hat sich am Mittwoch im Hamburg Journal des NDR Fernsehens zur Lage auf dem Arbeitsmarkt geäußert.

Inflation, Lieferengpässe, Ukraine-Krieg, Corona - Krisen gibt es derzeit genug. Auf die Frage, ob mit Massenentlassungen zu rechnen sei, sagte Scheele: "Wir sehen nicht, dass der Arbeitsmarkt in diesem, im nächsten und im übernächsten Monat nachhaltig betroffen ist." Das könne sich möglicherweise ändern, wenn es zu erheblichen Problemen bei der Gasversorgung käme. Aber "gegenwärtig sehen wir am Arbeitsmarkt keinen Einbruch".

Kurzarbeit hat sich während der Corona-Krise bewährt

Scheele sagte, er gehe nicht davon aus, dass das Gas, mit dem wichtige Teile der Industrie versorgt werden, irgendwann alle ist. Es könne aber zu wenig sein - dann müsse man sehen, wer vorrangig beliefert werde. In einer solchen Lage könne man auch mit Kurzarbeit gegensteuern, wenn sich die Krise in Grenzen halte. In der Corona-Krise habe sich Kurzarbeit bewährt. Die Arbeitsagentur sei aber immer noch mit mehr als einer Million Abrechnungen befasst. Man bräuchte in einer tiefen Krise eigentlich ein Instrument, dass nicht einzeln abgerechnet werden muss, sondern als Wirtschaftshilfe pauschal abgerechnet werden kann. Damit könne man besser umgehen. Ein solches Instrument habe man derzeit aber nicht.

Personalmangel: Beschäftigte suchten Alternativen

Zum Personalmangel, etwa an Flughäfen oder in der Gastronomie, sagte Scheele, es seien vorrangig Branchen betroffen, die relativ geringe Gehälter zahlen und unattraktive Arbeitszeiten haben. Während der Corona-Pandemie hätten viele Beschäftigte gesehen, dass es Alternativen gibt, die krisenresistenter sind. Sie seien zum Beispiel in den Einzelhandel oder in Supermärkte gewechselt.

Keine schnelle Lösung durch Langzeitarbeitslose

Zum Thema Langzeitarbeitslose sagte Scheele, dass es immer weniger Übergänge in das System der Langzeitarbeitslosigkeit gebe. Menschen würden heute die Arbeitslosigkeit viel eher beenden als früher. "Wenn aber jemand fünf oder sechs Jahre arbeitslos ist, kann man nicht einfach sagen: 'Geh da und da hin arbeiten und bring volle Leistung.' Das ist dann nach so vielen Jahren nicht möglich", sagte Scheele.

"Freue mich auf den Ruhestand"

Scheele war sieben Jahre lang bei der Bundesagentur für Arbeit. Jetzt seien Jüngere dran, sagte er. Nun freue er sich auf den Ruhestand.

 

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 29.06.2022 | 19:30 Uhr

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