Prozess um mutmaßliche Entführung: Angeklagte freigesprochen
Das Amtsgericht Hamburg hat am Montag zwei Frauen und einen Mann freigesprochen, die vor vier Jahren einen pflegebedürftigen Senior aus seiner Villa in Alsterdorf entführt haben sollten. Eine der Frauen ist die langjährige Geliebte des Mannes.
"Ihr Mann ist entführt worden." Mit diesen Worten hatte die Pflegerin des 69-Jährigen im November 2018 seine Ehefrau auf der Arbeit angerufen. Was war passiert? Drei alte Bekannte des Mannes, darunter seine Geliebte, hatten ihn in seiner Villa besucht und dann im Auto mitgenommen. Zum Kaffeetrinken, wie sie sagten.
Amtsrichter: Fall nicht eindeutig
Die Polizei fand den Mann auch tatsächlich beim Kaffeetrinken wieder, das war allerdings erst zwei Tage später. War das Ganze nun gegen seinen Willen, oder hat er sich womöglich über den Ausflug gefreut? Der Mann ist dement, deshalb wurde er selbst im Prozess nicht angehört. So ganz eindeutig, dass er gegen seinen Willen im Auto mitgenommen worden war, sei die Sache aber nicht, so der Amtsrichter. Deshalb der Freispruch. "Das Gericht muss es für möglich halten, dass der Mann auch freiwillig mitgegangen ist", sagte der Richter.
Staatsanwaltschaft hatte Bewährungsstrafe gefordert
Zuvor hatten die drei Verteidiger Freispruch für ihre Mandanten gefordert, die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von zehn Monaten auf Bewährung gefordert.
Der 69-Jährige ist seit 2017 pflegebedürftig und wird seither zu Hause von seiner Ehefrau und einer Pflegerin betreut. Mit seiner langjährigen Geliebten, die seither keinen Kontakt mehr zu ihm haben konnte, hat er zwei gemeinsame Kinder.