Leben in der Pandemie: Die Friseurin
Wie hat die Pandemie Ihr Leben verändert? Unter dieser Fragestellung starten diese Woche NDR 90,3 und Hamburg Journal eine neue Serie und begleiten sieben Hamburger und Hamburgerinnen durch die Corona-Zeit. Den Auftakt macht Friseurmeisterin Kathleen Neudorf aus der Neustadt.
Seit dem 16. Dezember hat keine Kundin, kein Kunde mehr ihren Salon in der Hamburger Neustadt betreten. "Wir waren natürlich froh, dass wir endlich wieder starten können. Aber andererseits war ich ein bisschen so: 'Uh, wie soll ich das alles schaffen, die ganzen Vorbereitungen?' Man hat ja dann doch ein paar Termine, die seit dem 16. Dezember ausgefallen sind, die man dann anrufen soll oder muss." Schließlich wisse sie noch genau, wie es in der Zeit nach dem ersten Lockdown war: "Dass die Kunden dann ein bisschen freudig erregt sind und sich natürlich auf allen Kanälen melden."
Hausbesuche im Lockdown
Zusammen mit ihrer Mitarbeiterin Antonella bereitet Kathleen alles für die Wiedereröffnung am ersten März vor. Auch, wenn die Friseursalons geschlossen hatten: Es sei ein offenes Geheimnis, dass etliche Friseurinnen und Friseure im Lockdown Hausbesuche gemacht sowie schwarz weitergearbeitet hätten. "Ich bin zwiegespalten. Ich kann es verstehen, dass man irgendwie genötigt ist und man möchte ja auch seinen Angestellten das Geld überweisen, in keiner Schuld stehen. Andererseits hat so ein Lockdown natürlich seine Berechtigung, dass man nicht schwarz arbeitet und nicht in Versuchung kommt", sagt Kathleen Neudorf.
Frisur-Tutorials im Internet
Um trotzdem den Kontakt zu ihren Kundinnen und Kunden zu halten, produziert Kathleen Frisur-Tutorials fürs Netz. Heute nimmt sie das letzte Tutorial im Lockdown auf. Später wird sie es in den sozialen Netzwerken posten. Im Lockdown still Zuhause sitzen könne sie nicht, sagt Kathleen. Deshalb hat sie die Auszeit genutzt, um ihre Präsenz im Internet auszubauen: "Ich finde, immer, wenn man irgendetwas Neues macht oder etwas Neues ausprobiert, lernt man dazu. Ich persönlich habe im zweiten Lockdown so viel dazu gelernt." Dafür sei sie aus ihrer Komfortzone herausgekommen. Entstanden ist dadurch ein Onlineshop, den die Friseurin selbst "halb programmiert" hat, wie sie erzählt. "Dann habe ich noch angefangen, diese Tutorials zu drehen. Also das war schon eine spannende Zeit."
Im Lockdown: Etwas Einkommen durch Onlineshop
In ihrem Onlineshop verkauft die Friseurmeisterin eine Menge. Von Haarpflegeprodukten über Bürsten bishin zu Kämmen. Sogar Haarfärbe-Sets für Zuhause, die speziell für die friseurlose Lockdown-Zeit gelten, sind mit von der Partie. Das spült wenigstens etwas Geld in die Kasse. Zudem ist Kathleens Vermieterin ihr entgegengekommen. Seit Januar hat sie Kathleens Miete gesenkt. Trotzdem ging der Lockdown finanziell an die Substanz der Hamburgerin. Ohne staatliche Hilfe, sagt Kathleen, geht es nicht - auch zukünftig. "Wir hoffen natürlich, dass sie uns ein bisschen unterstützen und jetzt auch finanziell einfach Schwung geben und sagen: Okay, ihr kriegt jetzt Vergünstigungen oder die Mehrwertsteuer wird gesenkt und ihr könnt jetzt einmal durchpowern und wieder Umsatz machen." Dann, sagt Kathleen, stehen die Chancen gut, mit ihrem Salon schon bald wieder ganz auf eigenen Beinen zu stehen.
