Kommentar: Chaotische Zustände am Flughafen waren absehbar
Seit Wochen wird über das Chaos am Hamburger Flughafen berichtet. Es geht um lange Warteschlangen, verpasste Flüge und verschollenes Gepäck. Die Verantwortlichen von Airlines, Polizei und Flughafen machen Personalprobleme dafür verantwortlich. Außerdem habe sich die Zahl der Passagiere habe sich binnen kurzer Zeit deutlich erhöht. Heiko Sander kommentiert.
Die Pressekonferenz in dieser Woche zum Chaos am Hamburger Flughafen war leider eine Enttäuschung. Während die Fluggäste in langen Warteschlangen stehen oder verzweifelt ihre Koffer suchen, gab es dort die üblichen Tipps zur Ferienzeit: Die Reisenden sollten doch den Parkplatz online reservieren. Und die Passagiere hätten das Fliegen verlernt, hieß es weiter. In belehrendem Ton wird zur Selbstoptimierung angehalten. Jeder bitte nur ein Handgepäck, damit es an der Kontrolle schneller geht.
Arbeitskraft als Verfügungsmasse
Die Bundespolizei bekommt die Personalprobleme nicht in den Griff. Jetzt sollen die Passagiere den Chaos-Karren aus dem Dreck ziehen. Die Passagiere haben das Fliegen verlernt? Die Bundespolizei hat das Kontrollieren verlernt - und zwar schon vor Jahrzehnten. Die Beamten verfügen gar nicht mehr über die erforderliche Qualifikation. Die Aufgabe erledigen private Sicherheitsfirmen. Es war kurzsichtig, den Beschäftigten in der Corona-Pandemie keine Perspektive zu bieten. Nicht wenige haben sich umorientiert und wollen nicht zurück in die mäßig bezahlten Jobs. Jetzt wird hektisch neu ausgebildet - Arbeitskraft als Verfügungsmasse. Wertschätzung sieht anders aus.
Unhaltbare Zustände
Personalprobleme auch bei den Koffern. Dort herrschen unhaltbare Zustände. Reisende warten mitunter tagelang auf ihr Gepäck oder suchen auf eigene Faust zwischen tausenden herrenlosen Koffern ihr Hab und Gut. Ja, die Gepäckauslieferung ist eigentlich Aufgabe der Airlines. Aber der Hamburger Flughafen müsste das Problem jetzt selbst in die Hand nehmen. Das Maßnahmenpaket wirkt bislang hilflos und unausgegoren: Ein paar Mitarbeiter sollen den Weg durch das Chaos weisen und Polizisten an den Kontrollstellen Hilfsjobs übernehmen. Dabei war das Chaos absehbar, schließlich war klar wieviele Tickets verkauft wurden und wieviel Personal dafür benötigt würde. Die Verantwortlichen haben versäumt, das miteinander zu koordinieren und den Hamburger Flughafen klug für die Zeit nach der Pandemie vorzubereiten.