Kommentar zum Bahnstreik: Einigt Euch!
An diesem Wochenende trifft es Hamburg dicke. Auf der Schiene und der Straße geht vermutlich nicht mehr viel. Die A7 ist voll gesperrt und die Lokführer und Lokführerinnen werden weiter streiken. Dabei nimmt das Verständnis dafür immer weiter ab. Denn die Angebote liegen ja gar nicht mehr so weit auseinander. Anette van Koeverden kommentiert.
Warum können sich die Deutsche Bahn und die Lokführergewerkschaft GDL eigentlich nicht einigen? Klar ist: Die Bahn hat zwar ein besseres Angebot vorgelegt, aber für die GDL geht es ja nicht nur um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, sondern um ihren Einfluss im Bahn-Konzern. Das haben wir mittlerweile verstanden. Auch, dass die beiden Akteure, Bahn-Manager Martin Seiler und GDL-Chef Claus Weselsky mächtig unter Druck stehen und ein Scheitern auch an ihnen persönlich nicht spurlos vorübergehen würde.
Verständnis schwindet
Zu erwarten, dass ich als Bahn-Kundin dafür Verständnis habe, geht dann aber doch zu weit. Tausende Pendlerinnen und Pendler müssen volle Züge, Wartezeiten und stundenlange Fahrten in Kauf nehmen. Dazu kommt an diesem Wochenende die Sperrung der A7 für 55 Stunden. Die Autobahn GmbH hat schon empfohlen, auf das Auto zu verzichten. Familien, die nach Corona jetzt endlich Reisen geplant haben, müssen sehen, wie sie ans Ziel kommen. Und Schülerinnen und Schüler, die sich auf ihre Klassenreisen gefreut haben, müssen früher zurück wegen des Streiks.
Auseinandersetzung verbissen und egozentrisch
Da kann die Solidarität mit den Lokführerinnen und Lokführern schnell auf der Strecke bleiben. Der Kampf wirkt verbissen und egozentrisch. Denn es scheint keine Rolle zu spielen, wie andere zur Arbeit kommen oder dass sie in Corona-Zeiten in überfüllten Zügen sitzen müssen. Oder alles noch teurer wird für die Kundinnen und Kunden. Schon jetzt schauen sich viele nach Alternativen um: Mitfahrzentralen, Flixbus und auch die Lufthansa weiten ihre Angebote aus. 7.000 Sitzplätze mehr gibt es allein auf innerdeutschen Flügen bis Dienstag.
Tun Sie etwas!
Nicht die beste Lösung mit Blick auf die Klimabilanz. Die Geduld der Fahrgäste ist ohne Zweifel am Ende. Tun Sie etwas, liebe Bahn und lieber Herr Weselsky! Diesen Streit versteht kein Mensch mehr. Und auch das wird den Streikenden vermutlich auf die Füße fallen.
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