Kommentar: Hamburg bei Versorgung von Geflüchteten am Limit
Fieberhaft werden in Hamburg Unterkünfte für ukrainische Geflüchtete gesucht - keine Fläche ist tabu. Wie viele Menschen aus der Ukraine noch kommen werden, das weiß keiner genau. Wie behauptet sich die Stadt im Krisenmodus? Susanne Röhse kommentiert.
Stunde für Stunde kommen sie am Hauptbahnhof an. Mal sind es dreißig, mal hundert Menschen, die vor dem Krieg in ihrer Heimat flüchten. Anders als 2015 kommen jetzt vor allem Frauen, viele mit Kindern, oft sind auch ältere Menschen dabei. "Einen vergleichbaren Zustrom an Geflüchteten haben wir seit Jahrzehnten nicht erlebt", sagt Innensenator Andy Grote (SPD) und verspricht: Jeder bekommt ein Bett, keiner schläft draußen. Er sagt aber auch: Die Situation ist kritisch. Wir wissen nicht, wie viele noch kommen werden. Die Behördenmitarbeiter arbeiten fieberhaft daran, alle Flüchtlinge zu versorgen.
Könnte es nicht unbürokratischer gehen?
Kaum stehen die Messehallen für knapp 1.000 Menschen bereit, reicht das schon nicht mehr aus. Kaum öffnet eine neue Anmeldestelle, bilden sich auch dort lange Warteschlangen. Hamburg tut viel und macht vieles gut. Da hilft auch die Erfahrung von 2015. Aber einiges könnte auch besser laufen: Man kann Alte, Frauen und Kinder nach ihrer Flucht nicht stundenlang nachts in der Kälte auf der Straße warten lassen. Das Mindeste: warme Getränke, Decken, Sitzgelegenheiten und Toiletten. Könnte es in dieser Situation nicht unbürokratischer gehen? Überhaupt, warum richtet man keine zentrale Anmeldestelle in den Messehallen ein? Dort könnten sich Flüchtende ausruhen, essen und trinken, Ärztinnen und Ärzte könnten sie mit dem Nötigsten versorgen.
Ohne Ehrenamtliche wäre Hamburg aufgeschmissen
Die Hilfsbereitschaft der Hamburgerinnen und Hamburger ist überwältigend. Viele, sehr viele packen mit an, fragen nicht lange, was sie tun können, sondern machen einfach. Flüchtlingsinitiativen helfen, wo sie können, bauen ihre Angebote aus und holen die zurück, die sich dort schon abgemeldet hatten. Die BürgerStiftung Hamburg hat das Bündnis Ukrainehilfe ins Leben gerufen und will mit einer halben Million Euro unterstützen. Ohne diese privaten Hilfsangebote, ohne die Ehrenamtlichen wäre Hamburg aufgeschmissen.
Verteilung der Geflüchteten bald notwendig
Aber viele Helfende können bald nicht mehr, sie sind am Ende ihrer Kräfte. Alle - nicht nur Ehren- und Hauptamtliche, auch die Behördenmitarbeiter. Ja, Hamburg ist am Limit - lange kann die Stadt nicht mehr Schritt halten mit der Zahl der ankommenden Flüchtlinge. Hamburg ist darauf angewiesen, dass die Menschen bald auch in andere Bundesländer verteilt werden, dorthin, wo noch nicht so viele Geflüchtete angekommen sind. Dann können die, die hier bleiben auch dauerhaft gut und besser versorgt werden.
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