Kommentar: Femizide - Gewalttaten an Frauen sind keine Einzelfälle
Vor Hamburger Gerichten sind seit dieser Woche gleich zwei Männer angeklagt, die versucht haben sollen, ihre Frau zu ermorden. Es sind drastische Fälle von Gewalt gegen Frauen. Einzelfälle aber sind es nicht, meint Elke Spanner in ihrem Kommentar.
Zwei Fälle in nur einer Woche. Zwei Männer, die ihre Partnerin töten wollten. Vor dem Hamburger Landgericht laufen seit dieser Woche gleich zwei Prozesse gegen Männer, die versucht haben sollen, ihre Frau zu ermorden. Vielleicht ist das ein reiner zeitlicher Zufall. Wahrscheinlich aber nicht.
Alle drei Tage stirbt eine Frau durch Gewalt der (Ex-)Partner
Vorige Woche war der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen und schon an der Häufung der Fälle vor dem Hamburger Gericht ist aufs Grausamste zu sehen, wie alltäglich diese Gewalt ist. Allein voriges Jahr sind in Deutschland 139 Frauen durch die Hand ihrer Partner oder - sehr häufig - ihrer Ex-Partner gestorben. Also alle drei Tage eine Frau.
Motive sind Macht und gekränkte Männlichkeit
Was bringt Männer dazu, die Frau zu quälen und zu töten, die sie einmal geliebt haben? Das lässt sich auf zwei Begriffe bringen: Macht und gekränkte Männlichkeit. Ich habe schon viele Prozesse um die Tötung von Frauen erlebt und fast immer ging es darum. Die Frau hat einfach nicht getan, was die Männer wollten, oder sie hat sich getrennt. Das ertragen viele Männer nicht. Nicht, weil sie Angst vor dem Alleinsein hätten, sondern weil es nicht zu ihrem Selbstbild des Mannes passt, der seine Frau und die Beziehung kontrolliert. Diese Kontrolle, die Macht ist es, die sie durch ihre grausame Tat zurückgewinnen wollen.
Muster ist auch in Hamburger Prozessen zu erkennen
Auch bei den beiden Hamburger Prozessen ist dieses Muster wieder zu sehen. Der eine Fall: Die Frau hatte sich von ihrem Ehemann getrennt. Der andere: Sie war einfach durch die Wohnung gelaufen, als er seine Ruhe wollte. Frauen hätten devot zu sein, hatte dieser Angeklagte seiner Lebensgefährtin immer wieder gesagt. Dass sie es nicht war, hat die 63-Jährige fast mit dem Leben bezahlt.
Femizide: Frauen wurden getötet, weil sie Frauen sind
Es gibt schon lange die Forderung, Morde an Frauen als Femizide zu bezeichnen. Das Argument dafür: Der Begriff würde aufzeigen, dass die Frauen getötet wurden, weil sie Frauen sind. Dass es kein Familiendrama ist, wie es oft verharmlosend heißt. Sondern Ausdruck patriarchaler, frauenverachtender Gewalt.
