Kokain-Schmuggel: Hohe Haftstrafen in Hamburg
Das Hamburger Landgericht hat am Freitag die Urteile in einem der größten Rauschgiftprozesse der vergangenen Jahre verkündet. Elf Männer, die den Hamburger Hafen für bandenmäßigen Kokain-Schmuggel genutzt haben, wurden zu Haftstrafen verurteilt.
Der Hauptangeklagte muss demnach 15 Jahre in Haft. Der 40-Jährige war laut Anklage an allen Lieferungen in leitender Funktion beteiligt. Auch die anderen Angeklagten bekamen zum Teil Haftstrafen von mehr als zehn Jahren. Die geringste Strafe betrug sechs Jahre und drei Monate Gefängnis. Die Angeklagten hörten die Urteile ohne sichtbare Reaktion an, im vollbesetzten Zuschauerraum aber flossen Tränen.
Acht Tonnen Kokain geschmuggelt
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Männer rund acht Tonnen Kokain aus Kolumbien in Schiffscontainern versteckt geschmuggelt haben, um das Rauschgift danach weiterzuverkaufen. In dem Prozess ging es um neun Lieferungen im Jahr 2020. Drei der Angeklagten sollen in mehreren Fällen ihre beruflichen Positionen in Hafenlogistik-Betrieben dafür genutzt haben, die in Hamburg ankommenden Container mitsamt ihrer Ladung aus dem Hafen zu bringen. Zwei weitere Angeklagte, die als selbstständige Fuhrunternehmer im Hafen arbeiteten, sollen den Transport der Container organisiert haben.
Kokain im Wert von 280 Millionen Euro
Nach früheren Angaben der Hamburger Polizei hat das Kokain einen geschätzten Wert von 280 Millionen Euro. Die Angeklagten im Alter zwischen 35 und 57 Jahren leben in Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein. Sie sind nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Teil einer international agierenden Bande und sollen in unterschiedlichen Konstellationen gehandelt haben.
Angeklagte dank EncroChat ermittelt
Der umfangreiche Prozess hatte am 26. Oktober 2021 begonnen. Auf die Angeklagten gestoßen waren die Ermittlerinnen und Ermittler über Chats. Französische Fahnderinnen und Fahnder hatten die Software EncroChat geknackt und Tausende Chats Krimineller entschlüsselt. So konnten die Ermittlerinnen und Ermittler auch die Summe von acht Tonnen Kokain berechnen. Sichergestellt wurden bislang nur 1,7 Tonnen Kokain. Die Drogen wurden in Südamerika und Deutschland entdeckt.
Die Staatsanwaltschaft hatte für die Angeklagten wegen bandenmäßigen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge Gesamtfreiheitsstrafen zwischen 7,5 Jahren und 15 Jahren gefordert. Die Verteidiger plädierten auf Freispruch. Sie argumentierten, dass die EncroChat-Daten nicht hätten verwendet werden dürfen.