Handelskammer: Ärger um Aufarbeitung der NS-Vergangenheit

Die Handelskammer Hamburg will die Aufarbeitung der eigenen NS-Vergangenheit stoppen - vor allem aufgrund knapper Kassen. Die frühere Kammerführung um Altpräses Tobias Bergmann übt daran scharfe Kritik: Die Kammer mache sich mitschuldig an der fortgesetzten Vertuschung ihrer eigenen Verstrickungen, wenn sie die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und NS-System nicht weiter aufarbeite, heißt es in einem Schreiben von Bergmann und vier seiner ehemaligen Vizepräsides - allesamt frühere Mitglieder der sogenannten Kammerrebellen.
Historikerin sollte aufarbeiten
Der Brief an den jetzigen Präses Norbert Aust liegt NDR 90,3 vor. 2018 hatte die Handelskammer mit Hilfe einer Historikerin damit begonnen, die eigene NS-Geschichte aufzuarbeiten. Ein Ergebnis: Vor der Kammer wurden erstmals Stolpersteine verlegt, die an Opfer des Regimes erinnern. Jetzt sollten eigentlich auch die Biografien von Tätern beleuchtet werden. Aber: Die Corona-Krise gehe auch an der Handelskammer nicht spurlos vorüber und zwinge zu einem strengen Sparkurs, so eine Kammersprecherin. Sie betont jedoch: Die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit sei für die Kammer weiterhin von größter Wichtigkeit.
Das Präsidium will die bisherigen Ergebnisse sichten und dann über die Fortsetzung des Projekts diskutieren.
