Hamburgs Kliniken rüsten sich für mehr Corona-Fälle
In Hamburg bereiten sich die Krankenhäuser auf einen Anstieg von Coronavirus-Fälle vor. Derzeit gibt es nach Angaben der Gesundheitsbehörde 640 Intensivbetten mit Beatmungsgeräten für schwer erkrankte Menschen. Diese Intensiv-Kapazitäten können den Angaben zufolge verdoppelt werden - unter anderem dadurch, dass nicht nötige Operationen verschoben werden und Betten dadurch frei bleiben. Notfälle werden weiterhin behandelt. Entscheidend sei die Beschaffung von Beatmungsgeräten, sagte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Die Stadt finanziere jedes zusätzliche Beatmungsgerät, was von Kliniken angeschafft wird, um Intensiv-Kapazitäten zusätzlich auszubauen. "Es laufen auch Beschaffungsmaßnahmen der Hamburger Krankenhäuser neben den Bemühungen des Bundes. 100 Geräte sind zurzeit bestellt", so die Gesundheitssenatorin.
Dräger: "Größter Auftrag der Unternehmensgeschichte"
Hergestellt werden die Beatmungsgeräte unter anderem in Lübeck beim Medizintechnik-Hersteller Dräger. Die Produktion von Beatmungsgeräten läuft dort auf Hochtouren. Auch die Bundesregierung hat bei der Firma 10.000 Geräte bestellt. "Dies ist der mit Abstand größte Auftrag in der Unternehmensgeschichte", sagte der Vorstandsvorsitzende Stefan Dräger. "Wir sind in vollem Umfang und nach besten Kräften dabei, die Produktion hochzufahren, so weit es geht. Wir müssen ja trotzdem die gewohnte Qualität liefern."
Qualifiziertes Personal gefragt
Auch der Hamburger Klinikbetreiber Asklepios hat Beatmungsgeräte für seine Kliniken in ganz Deutschland im Wert von 37 Millionen Euro geordert. Dadurch können zusätzliche Intensivbetten bereitgestellt werden. Doch um die Geräte zu bedienen, wird qualifiziertes Personal benötigt. "Pflegekräfte aus anderen Bereichen sollen jetzt geschult werden, damit sie auch in Intensiv-Bereichen und in der Arbeit mit Beatmungsgeräten eingesetzt werden können", sagte Prüfer-Storcks.
Montgomery: "Hamburg ist gut aufgestellt"
Die Zahl der Betten soll so schnellstmöglich auf mehr als 1.000 erhöht werden. Hamburg sei jedoch bereits gut aufgestellt, sagte Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer und Vorsitzender des Weltärztebundes, im Interview mit dem Hamburg Journal im NDR Fernsehen. "Wir hatten genug Vorlaufzeit. Natürlich wird es irgendwo mal kneifen", sagte Montgomery, der in Hamburg lebt. Er betonte: "Wir haben alles gemacht, was man machen konnte." Ob es am Ende genug Intensiv-Betten sein werden, könne man erst hinterher sehen.
Italien und Frankreich in der Krise helfen
Deutsche Kliniken nehmen zurzeit schwer kranke Patientinnen und Patienten aus Frankreich und Italien auf, um dort die Gesundheitssysteme zu entlasten. Eine Hilfeleistung, die der Präsident der Ärztekammer begrüßt: "Es macht sicher Sinn, solange wir freie Kapazitäten haben." Er gab dabei zu bedenken, dass schwer erkrankte Menschen diese Plätze auch nicht lange belegen.
Die Sorge, dass am Ende nicht genug Plätze für die eigene Bevölkerung zur Verfügung stehen könnten, sei unbegründet. "Wenn wir die Menschen auf eine Intensivstation legen, entscheidet sich innerhalb einer Woche, ob der Patient überlebt oder stirbt." Neben freien Kapazitäten sei auch entscheidend, ob den Betroffenen der Transportweg zugemutet werden kann und ob Desinfektionsmaßnahmen für die Beteiligten sichergestellt sind.
