Gedenken an Holocaust-Opfer in Hamburg
Hamburg erinnerte am Holocaust-Gedenktag an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz vor 76 Jahren. Dazu gibt es mehrere digitale Veranstaltungen und Angebote.
Am Mittwochvormittag haben in der Gedenkstätte Hannoverscher Bahnhof in der Hafencity Hamburgerinnen und Hamburger an die Opfer des Holocaust erinnert. Von hier aus wurden zwischen 1940 und 1945 Tausende Juden und Jüdinnen, Sinti und Roma aus Hamburg und ganz Norddeutschland in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Die meisten von ihnen wurden ermordet.
Fegebank appelliert an Verantwortung für die Gegenwart

Keines der Opfer dürfe je vergessen werden, sagte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) bei der Gedenkveranstaltung. Sie erinnerte an die Verantwortung für die Gegenwart. Nach ihren Worten gibt es eine Verpflichtung, die Erinnerung an die Gräuel für nachfolgende Generationen aufrecht zu erhalten.
Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) sagte an der Gedenkstätte Hannoverscher Bahnhof in der Hafencity: "In unserer Freien und Hansestadt Hamburg pflegen wir eine nachhaltige Erinnerungskultur." Die 2017 eröffnete Gedenkstätte erinnere an die Deportation von mehr als 8.000 Menschen in die Vernichtungslager. Sie sei für Hamburg ein Ort der Trauer und der Schande, aber auch ein würdiger Ort der Erinnerung. Auf 20 Tafeln sind die Namen der deportierten Juden und Jüdinnen, Sinti und Roma aus Norddeutschland verzeichnet. Die Bürgerschaft habe sich einstimmig dafür ausgesprochen, das Amt eines Antisemitismus-Beauftragten zu schaffen. Auch der Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge sei einstimmig befürwortet worden.
Erinnerung an Überlebende
"Geschichte und Gräueltaten lassen sich nicht in Statistiken und Zahlen veranschaulichen, auch Reden sind dafür nur bedingt geeignet", meinte der Zweite Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Hamburg, Eli Fel. Er erinnerte an seine Großmutter Cila Melamed, die am 27. Januar 1905 in Riga geboren wurde. Ende 1945 habe sie in ihrer Heimatstadt nach ihren Angehörigen gesucht und darüber ein Gedicht auf Jiddisch geschrieben, das Fel vortrug. Darin bekannte sie ihre Freude über die Befreiung der Stadt von den Deutschen, aber auch ihren Schmerz über die Ermordung fast aller jüdischen Einwohner: "Ich hab geweint bei Tag und bei Nacht."
Weiteres Gedenken
Am späten Nachmittag fand eine digitale Erinnerungs-Veranstaltung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme statt. Dabei wurden Namen der Opfer und Zitate von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen verlesen. Auf der Internetseite der Bürgerschaft steht ein Film des Hamburger Künstlers Michael Batz über Lebensgeschichten hinter Hamburger Stolpersteinen.
