Fachkräftemangel und zu wenig Ausbildungsplätze in Hamburg
Die Bilanz von Handels- und Handwerkskammer fällt zum Jahresende durchwachsen aus. Insbesondere die fehlenden Fachkräfte machen den beiden Kammern dabei große Sorgen. Dabei ist dies auch und gerade ein Ausbildungsproblem.
Die Ausbildungsplätze in Hamburg werden knapper. Jeder siebte ist in den vergangenen zwei Jahren verloren gegangen. Während in Hamburg 2019 noch 13.479 Ausbildungsverträge abgeschlossen wurden, waren es in diesem Jahr nur noch 11.559 - fast 2.000 Plätze weniger. Die Corona-Pandemie ist ein Grund dafür. "Ausbildung war nicht immer möglich", sagt Malte Heyne, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg. "Auch die Ausbildungswilligkeit, Bereitschaft von einigen Auszubildenden war auch nicht da." Auch die Berufs- und Studienorientierung an den Schulen habe wegen der Schließungen nicht stattfinden können. "Auch das war ein Faktor, der dazu geführt hat, dass wir eben aktuell weniger Ausbildungsplätze vermitteln konnten."
Fachkräftemangel so groß wie nie
Ausbildungsplätze fallen weg, gleichzeitig aber ist der Fachkräftemangel so groß wie nie. Mehr als jedes zweite Hamburger Unternehmen konnte 2021 offene Stellen nicht besetzen. Besonders dramatisch war die Lage im Gast- und im Baugewerbe. Laut einer Handelskammer-Prognose werden im Jahr 2035 127.000 Fachkräfte fehlen. "Es gibt Branchen, wo das Thema 'qualifizierte Zuwanderung' relevant ist", so Heyne. "Es gibt Branchen, wo man sagen muss, 'wir müssen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf steigern, um mehr Personen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Und wir haben Branchen, wo das A und O die Weiterbildung ist." Die Handelskammer wolle einen Schwerpunkt auf das Thema *lebenslanges Lernen" legen.
Handwerkskammer: Mehr junge Menschen für Handwerk gewinnen
Es gebe zwei Stellschrauben, an denen man drehen könne, sagt Hjalmar Stemmann, Präsident der Handwerkskammer Hamburg. "Das eine ist die Ausbildung, die wir dringend forcieren müssen, um einfach mehr junge Menschen für das Handwerk zu gewinnen, um auch den Altersabgang ein wenig aufzufangen". Aber man brauche auch ausländische Arbeitskräfte, um diese Lücke aufzufüllen.
Handwerker bei Stadtentwicklung berücksichtigen
Stemman fordert außerdem, Hamburgs Handwerkerinnen und Handwerker bei der Stadtentwicklung mehr zu berücksichtigen. Die Corona-Krise habe bereits viel Kraft und Zeit gekostet: "Sie ist ein Bremsklotz, aber die Zeit drängt". Im kommenden Jahr will die Handwerkskammer den Fokus mehr auf das Thema "Nebeneinander Leben und Arbeiten in den Quartieren" lenken. Verkehrspolitisch dürften Unternehmen in Mischgebieten nicht länger schlechter gestellt werden als Bewohnerinnen und Bewohner, so Stemmann. Sonst bestünde die Gefahr, dass Unternehmen abwanderten. Und gerade bei Optikern, Orthopäden oder Hörgeräteakustikern ergebe es Handwerkskammer Sinn, dass diese für ihre überwiegend ältere Kundschaft schnell erreichbar sind. Kurze Wege für Betriebe und für die Kundschaft, das sei auch im Sinne des Klimaschutzes.
Um die Klimakrise zu meistern, brauche es Nachwuchs im Handwerk, also Fachkräfte von morgen. Hjalmar Stemmann appelliert an junge interessierte Menschen, in einen Ausbildungsberuf hineinzuschnuppern.
