"Esso-Häuser": Räumung fast abgeschlossen
Vor knapp zwei Wochen haben die Mieter der einsturzgefährdeten "Esso-Häuser" den Umzug begonnen - nun sind fast alle 100 Wohnungen leer geräumt. Nur eine "einstellige Zahl Mieter" müsse noch ihre Sachen holen, berichtete der Sprecher der Eigentümerin Bayerische Hausbau, Bernhard Taubenberger. Ursprünglich sollte der Umzug bis Ende dieser Woche abgeschlossen sein, doch Krankheitsfälle und eine Demonstration gegen die Gefahrengebiete haben laut Taubenberger die Arbeiten verzögert.
Auch die Ladenzeile ist mittlerweile größtenteils ausgeräumt. "Wir gehen davon aus, dass bis Ende Januar alles leer ist", sagte Taubenberger. Die Mieter dürfen ihre Einrichtungsgegenstände aus Sicherheitsgründen nur mit Hilfe einer Spedition aus dem Gebäude holen.
Auflagen für Abriss
Voraussichtlich in der nächsten Woche will der Bezirk Mitte den vom Investor beantragten Abriss der maroden "Esso-Häuser" genehmigen, wie Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) am Freitag NDR.de sagte. Er rechnet mit dem Beginn der Abbrucharbeiten im Februar oder März. Wegen gefährlicher Baustoffe werden der Bayerischen Hausbau hohe Auflagen für den Abbruch erteilt. Dabei geht es unter anderem um Asbest. Der Abriss sei eine komplizierte Angelegenheit. Der Bezirk verlangt eine zusätzliche statische Berechnung für die Tragfähigkeit des Tiefgaragen-Deckels. Denn auf dieser Fläche sollen Bagger ohne Einsturzgefahr stehen können. Baustoffe wie Keramik, Glas oder Holz müssen getrennt entsorgt werden. Die alten Benzintanks der Tankstelle wurden bereits leer gepumpt.
Städtebaulicher Wettbewerb geplant
Im Frühjahr will der Bezirk einen städtebaulichen Wettbewerb starten. Zuvor würden intensive Gespräche mit dem Investor und den Initiativen auf St. Pauli geführt. Denn es gehe um die Weichenstellung für die zukünftige soziale Mischung der neuen Bewohner am Spielbudenplatz, so Grote. Er schätzt die Kosten des Wettbewerbs auf mehr als 100.000 Euro. Den größten Teil davon übernimmt der Investor.
Die Bayerische Hausbau erklärte, dass inzwischen rund 50 Prozent der etwa 100 Mieter Ersatzwohnungen erhalten oder in Aussicht hätten. Verschiedene Initiativen klagten während des Umzugs über mangelnde Betreuung der Mieter. Sie verlangen, dass in den späteren Neubauten nur Sozialwohnungen entstehen dürften. Gegen alles andere werde man auf St. Pauli kämpfen.
Häuser seit Mitte Dezember gesperrt
Auf Anordnung des Bezirksamts sind die Häuser direkt an der "Esso"-Tankstelle an der Reeperbahn seit dem 15. Dezember 2013 gesperrt. Bewohner hatten von wackelnden Wänden berichtet, die Gebäude wurden daraufhin evakuiert. Anschließend entdeckten Statiker in der Tiefgarage neue Haarrisse sowie Betonstaub.
Um die "Esso-Häuser" wird seit Jahren zwischen Bewohnern, Clubbesitzern, der Tankstelle und der Bayerischen Hausbau gestritten. Die Eigentümerin erwarb den Gebäudekomplex am Spielbudenplatz im Jahr 2009 und plant seither, das Grundstück durch Abriss und Neubau umzustrukturieren.
