Digitalisierung der Schulen: Schulsenator sieht Fortschritte
"Wir sind noch nicht bei 100 Prozent, aber wir haben Gas gegeben und eine Menge erreicht". Schulsenator Ties Rabe (SPD) hat am Dienstag Bilanz in Sachen Digitalisierung der Schulen gezogen. Man habe "dramatische Fortschritte" gemacht, so Rabe.
Wo stand man im März, wo steht man heute? Um das zu verdeutlichen, legte der Schulsenator eine ganze Reihe von Zahlen vor. Statt 61 staatlichen Schulen sind jetzt 266 ordentlich mit WLAN ausgestattet; immerhin 72 Prozent. Mittlerweile stehen den Schülerinnen und Schülern 62.000 Laptops zur Verfügung - gut dreimal soviele wie zu Beginn der Corona-Pandemie.
Senator hofft auf ruckelfreie Programme
Für die Einrichtung und die Wartung der Geräte sind die Schulen selbst verantwortlich. Zur Zeit geht die Behörde davon aus, dass gut 90 Prozent auch einsatzbereit sind und genutzt werden. An der Datenübertragungsrate und dem Glasfasernetz muss weiter zügig gearbeitet werden, so Rabe. Und der Anbieter der Lernsoftware Iserv müsse dringend seine Serverkapazitäten erhöhen. Es könne nicht sein, dass das System zusammenbricht, wenn bundesweit viele Schulen zwischen 8 und 10 Uhr Videounterricht machen wollen. Sollte innerhalb einer Woche das Programm nicht ruckelfrei funktionieren, dann, so der Schulsenator, werde man sich nach Alternativen umschauen.
Opposition kritisiert Senator
Hamburg lehnt den Einsatz von Videokonferenz-Software großer kommerzieller Anbieter wie Zoom oder Microsoft Teams an den 371 staatlichen Schulen mit Hinweis auf Datenschutzbedenken bisher ab. Es sei "reine Glückssache, ob das eigene Kind eine Schule besucht, die digital gut aufgestellt ist oder eben nicht", sagte die schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Birgit Stöver. Erst habe es zu wenig Geräte gegeben, "jetzt fehlen die Fachkräfte, um diese zu installieren und auch zu warten". Noch immer seien viele Geräte nicht einsatzbereit. "Insgesamt hat Rabe den nötigen digitalen Kraftakt nicht auf die Reihe bekommen und schlichtweg verschlafen", sagte sie.
Boeddinghaus: "Redet sich das schön"
Ähnlich argumentierte Die Linke. Hamburg hinke bei der digitalen Infrastruktur weit hinterher "und redet sich das dann auch noch schön", monierte deren schulpolitische Sprecherin Sabine Boeddinghaus. "Es liegt auf der Hand, dass die Maßnahmen des Schulsenators nicht ausreichen und vor allem nicht effektiv sind." Die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels warf Rabe vor, in nunmehr zehn Jahren als Schulsenator bei der Digitalisierung versagt zu haben. "Seit Beginn der Pandemie werden nun hektisch mehr Laptops bestellt - aber der Schulalltag zeigt, dass digitaler Unterricht trotzdem viel zu selten funktioniert."
