Corona: Landwirte suchen dringend Erntehelfer
Nachdem die Bundesregierung wegen der Ausbreitung Coronavirus einen Einreisestopp für Saisonkräfte erlassen hat, wissen viele Landwirtinnen und Landwirte nicht, wie sie ihre Ernte einbringen sollen. Dabei sind gerade ideale Wetterbedingungen, etwa für die bevorstehende Salaternte.
Für Landwirt Dirk Beckedorf ist durch die Corona-Krise alles ins Schlingern geraten. Als Lebensmittelerzeuger gilt er zwar als systemrelevant. Allerdings können jetzt keine Helferinnen und Helfer mehr aus anderen EU-Ländern einreisen, um bei der Ernte mitzuarbeiten. Vor 14 Tagen hat er seine Salate gepflanzt. Seine größte Sorge: Wie kommt der Salat vom Feld in die Läden? "Die sind in vier bis fünf Wochen groß. Da wird die Mannschaft, die wir jetzt auf dem Feld haben, nicht ausreichen, um zu ernten", so Beckedorf.
Beckedorf: "Die Kosten laufen auf"
Seit mehr als 80 Jahren baut der Familienbetrieb in Hamburg-Moorwerder Gemüse an, seit einigen Jahren auch im schleswig-holsteinischen Reinbek. Bis auf den Hof sind die Felder gepachtet. Rund 100.000 Salatköpfe wachsen auf jedem Hektar. Von Beckedorfs Feldern geht das Gemüse nach ganz Norddeutschland in die Zentrallager von Supermärkten und Discountern. "Wir wissen bis heute nicht richtig, wie wir weiter damit umgehen sollen: Sollen wir weiter aussäen oder machen wir weniger oder stellen wir die Aussat erst mal komplett ein? Weil die Kosten laufen auf, die müssen wir irgendwann bedienen", sagt der Landwirt.
Hilfspakete ein Tropfen auf den heißen Stein
Hamburg zählt mehr als 600 landwirtschaftliche Betriebe, vor allem in den Vier- und Marschlanden und im Alten Land. Auch sie könnten die von Bundesregierung und Senat beschlossenen Hilfspakete in Anspruch nehmen: bei bis zu fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gibt es 9.000 Euro, bei bis zu zehn Mitarbeitenden 15.000 Euro. Für viele Landwirte sei dies eher ein Tropfen auf den heißen Stein, meint Beckedorf.
Arbeitssuchende helfen beim Ernten
Einige wenige Saisonkräfte sind bereits vor dem Einreisestopp eingereist. Sie dürfen bleiben und beim Pflanzen helfen. Doch der Betrieb bräuchte bis zu 100 Helferinnen und Helfer für die Ernte. Erste Arbeitssuchende aus Gastronomie und Handel, aber auch Studierende, haben nun gehört, dass sie hier auf den Feldern einen Stundenlohn von neun Euro verdienen können. Eine Alternative sei das bestimmt, meine Beckedorf. Er habe sich bei einem Portal angemeldet und es hätten sich schon zahlreiche Menschen aus Deutschland gemeldet. "Wir hoffen dann auch, dass sie zur Ernte da sind", sagt der Landwirt. "Wir sind über jede Hand dankbar, die zur Ernte reinkommt."
Beckedorf hofft, dass eine Lösung aus der Krise gefunden wird - ansonsten könnte in den deutschen Supermärkten auch bald das Gemüse knapp werden und viele Betriebe die Corona-Krise nicht überstehen.
