Corona-Krise: Hilfe für Menschen ohne Papiere
Gespendete Lebensmittel, Hygieneartikel - Asmara Habtezion hat alles dabei. Die 37-Jährige unterstützt Menschen, die weder Wohnsitz noch Aufenthaltspapiere haben. Ehrenamtlich. Ihre erste Station heute: eine Klein-WG. Sie wird freundlich begrüßt, auf Abstand natürlich, dann geht es erstmal ins Bad, Hände waschen.
Eine Weile ein Dach über dem Kopf
Die beiden Männer kommen aus Gambia und Mali. Sie lebten lange auf der Straße, über Asmara können sie jetzt für einige Zeit in dieser Wohnung kostenfrei unterkommen. "Ich kann jetzt immer duschen und essen, wann ich will. Es tut mir gut", sagt uns einer der beiden, sie wollen anonym bleiben. "Und es fühlt sich gut an, wenn dir jemand so einen Ort gibt. Ich habe das Gefühl, dass es noch gute Menschen gibt. Wenn wir eine Arbeitserlaubnis hätten, müsste niemand von uns auf der Straße schlafen."
Studierende geben ihre Wohnung ab
Studierende hatten sich bei Asmara gemeldet und ihre WG zur Verfügung gestellt. "Die WG ist eine Gruppe junger Menschen die mich kontaktiert hat, weil sie meinen Aufruf gesehen haben", erklärt Asmara. Die eigentlichen WG-Bewohnenden wollten unbedingt helfen, sie sind der Meinung dass sie wegen ihres privilegierten Lebens Platz machen sollten. Die Studierenden entschieden sich, die Wohnung abzugeben und bei Freunden unterzukommen.
Abgeben für ein gerechteres Zusammenleben
Auch die Studentin und der Studenten möchten nicht erkannt werden. Aber sie erklären ihre Motive: "Klar, man hat weniger Raum für sich", meint der junge Mann, "aber das ist vollkommen ok, wenn dafür anderen Menschen geholfen ist". Und seine Kommilitonin sagt: "Man kann verzichten. Wir wollen ein gerechtes Zusammenleben".
Auch der Arztbesuch wird schwieriger
Bei ihrem nächsten Termin geht es für Asmara Habtezion zum Arzt. Ein 30 Jahre alter Maler aus Guinea-Bissau kann auf einem Auge kaum noch etwas sehen. Auch er lebt schon drei Jahre in Hamburg ohne Papiere. Der Arzt behandelt ihn ehrenamtlich. "Für Patienten ohne Krankenversicherung ist der Zugang zu Arztpraxen in Corona-Zeiten noch schwieriger geworden weil durch die zahlreichen Hygienevorschriften, die wir zu beachten haben und die große Verunsicherung in der Bevölkerung diese Patienten auch dazu neigen, den Arztbesuch zu vermeiden", sagt Augenarzt Michael Kranefuss.
Eine junge Frau in Nöten
Asmara Habtezion ist schon wieder unterwegs: "Ich verstehe nicht, warum oder wie Menschen überhaupt als illegal betrachtet werden können. Und in der jetzigen Zeit sind sie dem viel mehr ausgesetzt", sagt sie. Dann klingelt sie an der nächsten Tür. Besuch bei einer Frau aus Eritrea. Am Anfang der Corona-Zeit hatte die 24-Jährige eine Frühgeburt. "Sie hat mich hat über einen Priester kontaktiert, der in Hamburg ist. Der meinte: Bitte Asmara, wir haben hier ein Mädchen, die wollen ihr das Kind wegnehmen. Wir wissen nicht was wir machen sollen", erklärt Asmara.
Angst vor den Behörden
Auch die 24-Jährige möchte nicht erkannt werden. Sie ist verunsichert: "In unserem Land kenne ich die Gesetze, aber hier bin ich neu. Als erstes habe ich gemerkt, dass man aufpassen muss, wie man richtig formuliert. Alles wird aufgeschrieben und gegen uns verwendet", sagt sie. Die junge Mutter hatte ihre Wohnsitzauflage verletzt, als sie nach Hamburg kam. Und sie konnte nicht nachweisen, dass sie für ihr Baby sorgen kann.
Ein ständiger Kampf

Die Behörden in der Corona-Zeit zu kontaktieren sei sehr schwer, sagt Asmara. Ihr Verein organisierte alles, was das Jugendamt verlangte. Das Kind darf bei seiner Mutter bleiben. Aber alles sei ein ständiger Kampf: "Wir sind die Instanz, die Flüchtlinge und Migranten als einige der ersten ansprechen und um Hilfe bitten. Aber in einem Fall, wenn gerade gar nichts mehr funktioniert, sind wir die unprofessionellen", sagt Asmara. Die junge Mutter aus Eritrea verliert demnächst ihre Bleibe. Asmara hilft ihr nun bei der Wohnungssuche. Heute hat es noch nicht geklappt. Ob sie etwas finden, weiß Asmara noch nicht.
Schlafplätze gesucht
"Kein Mensch sollte hungern oder frieren oder sich unwohl in seiner Haut fühlen weil er nicht frische Kleidung hat", sagt Asmara. Das Schlimmste sei der Moment, wenn sie Menschen sagen müssten, dass diese ihre Schlafmöglichkeit verlieren. Ganz akut sucht der Verein mindestens 20 Schlafplätze. Und die Corona-Zeit ist noch lange nicht zu Ende.
