Corona: Ja-Wort im kleinen Kreis statt großer Feier

Geheiratet wird immer - daran ändert offenbar auch die Corona-Pandemie nichts. Auf Hamburgs Standesämtern hat es im Frühjahr nur einen geringen Einbruch bei den Trauungszahlen gegeben - obwohl die Feiern wegen der Abstandsregeln stark eingeschränkt wurden. Im März ging die Gesamtzzahl der Trauungen in Hamburg gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent zurück, wobei in den Bezirken Eimsbüttel, Harburg und Nord sogar mehr geheiratet wurde als 2019. Im April gab es dann in allen Bezirken weniger Ja-Worte. Insgesamt nahm die Zahl der Eheschließungen nach Angaben der Bezirksämter um rund ein Viertel gegenüber dem Vorjahresmonat ab.
Gäste in den Trauzimmern wieder erlaubt
Mittlerweile darf in den Standesämtern der Stadt auch wieder mit Gästen - aus maximal zwei verschiedenen Haushalten - geheiratet werden. Bis zu zehn Menschen dürfen sich in Hamburgs Trauzimmern derzeit aufhalten. Schutzmaßnahmen und Abstandsregeln müssen aber auch hier weiter eingehalten werden. Die große Party im Anschluss an das offizielle Ja-Wort ist also weiterhin nicht so richtig möglich.
Einbußen bis zu 100 Prozent
Die Betreiber größerer Eventlocations klagen darum über riesige, teilweise hundertprozentige Einbußen. "Von Mai bis September habe ich sonst im Schnitt 40 Hochzeiten. Jetzt habe ich 0", erzählt Dirk Grotkaß vom Fleet 3. In seine Location in Hamburg-Finkenwerder passen bis zu 200 Personen. "Uns trifft das ganz fürchterlich. Wir waren die ersten, die zumachen mussten und sind wahrscheinlich die letzten, die wieder öffnen dürfen. Das ist eine Katastrophe", berichtet er.
Keine Verschiebung, sondern Wegfall von Einnahmen
Louise Kunth, Inhaberin der Location Island Hamburg in der Innenstadt, erlebt das genauso. Alles sei auf Eis gelegt, große Feiern nicht erlaubt. "Bis Ende August ist bei uns alles gestrichen", berichtet sie. Für September würden einige bislang noch an ihren Hochzeitsplanungen festhalten und hoffen, dass das bis dahin wieder möglich sei. "Die meisten haben ihre große Feier aber ins nächste Jahr verschoben", so Kunth. Im kommenden Jahr würden sie anderen Brautpaaren damit mehr oder weniger den Platz streitig machen. Für Knuth, Grotkaß und ihre Kollegen und Kolleginnen verschiebt die Corona-Pandemie also nicht die Einnahmen aufs nächste Jahr - diese würden vielmehr einfach wegfallen.
Zehntausende "Gäste" bei Ehepaar Peters
Nicht absagen wollten Miriam und David Peters ihre für Ende März geplante Hochzeit. Die beiden waren wie geplant vors Standesamt nach Uetersen bei Hamburg gezogen - und erlebten auf der Rückfahrt eine Überraschung: Entlang der Strecke hatten sich an einzelnen Stationen nahezu alle ursprünglich geladenen Gäste postiert, um die frisch Vermählten mit Musikbeiträgen, Geschenken und weiteren kreativen Aktionen zu überraschen. Auch der NDR war dabei und filmte, wie Familienmitglieder, Arbeitskollegen und Fremde dem Paar einen emotionalen Tag bereiteten. So hatten die beiden am Ende mehr Gäste als sie erwartet hatten: Bei Facebook und Instagram wurde das Video Zehntausende Mal geteilt.
