Besonderheiten der Bürgerschaftswahl 2020
Warum ist die FDP drin, obwohl sie raus ist? Wie viele Frauen ziehen in die Bürgerschaft ein und wie viele Abgeordnete sind jünger als 30 Jahre? Eine Sammlung an wissenswerten Fakten zur Wahl in Hamburg.
In der aktuellen Legislaturperiode setzt sich die Bürgerschaft aus 121 Abgeordneten zusammen. Weil Anna von Treuenfels von der FDP ein Direktmandat erlangt hat, erweitert sich das Parlament auf 122 Sitze. Das ergäbe eine Patt-Situation, die unerwünscht ist. Darum wird ein weiteres Mandat hinzugefügt, die Bürgerschaft besteht also in der kommenden Legislaturperiode aus 123 Abgeordneten. Den 123. Sitz bekommt nach Angaben von Landeswahlleiter Oliver Rudolf Olga Fritzsche (Linke).
Von Treuenfels schafft es als Einzelkämpferin

Obwohl die FDP nur auf 4,9 Prozent kommt, schafft es eine Abgeordnete trotzdem in die Hamburgische Bürgerschaft: Anna von Treuenfels. Sie erreichte in ihrem Wahlkreis Blankenese genug Stimmen, um per Direktmandat in die Bürgerschaft einziehen zu können.
Zwei-Drittel-Mehrheit für Rot-Grün
SPD und Grüne kämen in der Hamburgischen Bürgerschaft mit 87 Sitzen auf eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Sollten sie koalieren, gäbe es solch eine Mehrheit in Deutschland sonst nirgends. Das wäre ein Problem für die zukünftige Opposition: Beispielsweise für einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss bräuchte die Opposition ein Viertel der Stimmen, also 31. Zusammen kommen Linke und CDU jedoch nur auf 28, mit Anna von Treuenfels auf 29 Stimmen. Ohne Minderheitenrechte wären sie also auf die Stimmen der AfD angewiesen.
CDU-Spitzenkandidat nicht mehr in der Bürgerschaft
Der CDU-Vorsitzende Marcus Weinberg ist zukünftig kein Mitglied der Bürgerschaft mehr. Er hatte sich nicht über seinen Wahlkreis abgesichert, die CDU konnte aber keine Sitze über die Landesliste erreichen. Auch Parteichef Roland Heintze hatte nur auf der Landesliste kandidiert und geht ebenfalls leer aus.
Wahlkrimi durch Auszählungspannen
Zwei Pannen bei der Auszählung der Stimmen sorgten für einen regelrechten Wahlkrimi: In Langenhorn wurden die Stimmen der Grünen mit denen der FDP vertauscht. Ähnliches passierte in Winterhude: Dort wurden den Christdemokraten fälschlicherweise zuerst die Stimmen der Grünen zugeordnet.
Zitterpartie für die AfD
In den ersten Prognosen lag die Hamburger AfD bei unter fünf Prozent, sie schaffte den Wiedereinzug in die Bürgerschaft dann aber doch mit 5,3 Prozent.
Heilungsregel rettet Stimmen
Wer nicht zählen kann und mehr Stimmen verteilt hat als die erlaubten fünf, hat möglicherweise trotzdem nicht umsonst gewählt. Durch die sogenannte Heilungsregel können die Stimmen gültig erklärt werden, wenn der Wählerwille erkennbar ist.
Alte und Junge wählen unterschiedlich
Wenn nur die Stimmen der Erstwählerinnen und Erstwähler gezählt hätten, lägen ganz klar die Grünen mit 35 Prozent vorn. Hätten nur die über 70-Jährigen gewählt, läge die SPD mit einer absolute Mehrheit bei 59 Prozent. Wäre es nur nach den Frauen gegangen, wären AfD und FDP nicht in die Bürgerschaft eingezogen.
Wo sind die Frauen?
Für die Grünen und die Linken ziehen mehr Frauen als Männer in die Hamburgische Bürgerschaft ein. Bei der CDU stimmt das Geschlechterverhältnis am wenigsten: Von den 15 zukünftigen Abgeordneten sind nur drei weiblich.
Alter der Abgeordneten: von 21 bis 70
Die jüngste zukünftige Bürgerschaftsabgeordnete ist Rosa Domm mit 21 Jahren. Die Älteste ist Dagmar Wiedemann von der SPD mit 70 Jahren.
Wer bleibt, wer kommt?
60 Abgeordnete haben ihr Bürgerschaftsmandat erneut erreicht, ihnen gegenüber stehen 63 neue Abgeordnete, die in Zukunft einen Sitz in der Hamburgischen Bürgerschaft haben werden.
