Ärger über Warnstreik bei Bussen und Bahnen in Hamburg
In Hamburg standen am Sonnabend die U-Bahnen und Busse den ganzen Tag still. Ver.di hatte die Beschäftigten der Hochbahn und der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) bis Sonntagfrüh um 3 Uhr zum Warnstreik aufgerufen.
Die U-Bahnsteige sind leer, die Bushaltestellen ebenso. Und auf den Anzeigetafeln standen erklärende Worte: Durch einen Warnstreik von ver.di kam es am Sonnabend in Hamburg und Umgebung zu Einschränkungen im öffentlichen Personennahverkehr. Die S-Bahnen und Regionalzüge fuhren normal.
Sonntag sollen Busse und Bahnen wieder fahren
Hochbahn und VHH gehen davon aus, dass ab Betriebsbeginn am Sonntag alle Busse und U-Bahnen wieder fahren. Der Warnstreik sollte am Sonntagmorgen um 3 Uhr enden.
Warnstreik ärgert den Einzelhandel
Während der Warnstreik bei Passantinnen und Passanten größtenteils auf Verständnis traf, herrschte beim Einzelhandel großer Ärger. "Das ist das Letzte", sagte ein Verkäuferin zu NDR 90,3. "Wir kämpfen alle ums Überleben, stehen hier mit 60 Prozent Geld und da wird diskutiert, ob die ein paar Euros mehr Geld kriegen."
Tarifverhandlungen gescheitert
Die Gewerkschaft ver.di will mit den Arbeitsniederlegungen den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. In der vorigen Woche waren die Tarifverhandlungen gescheitert. In einem offenen Brief bitten die Beschäftigten des Nahverkehrs Hamburgerinnen und Hamburger um Verständnis.
Entlastung und bessere Erfassung von Überstunden
Ver.di fordert für die etwa 7.000 Beschäftigten in Hamburg unter anderem Entlastungstage für Schichtarbeit, die Erfassung von Überstunden ab der ersten Minute bei Fahrzeugverspätungen und eine Begrenzung der täglichen Arbeitszeit auf neun Stunden. Außerdem sollen Vor- und Nachbereitungsarbeiten als Arbeitszeit anerkannt werden. In einem Brief hieß es darüber hinaus, der Fahrplan und der Verkehr auf den Straßen ließen aktuell kaum Zeit für den Weg zur Toilette.
Ver.di wirft der Hochbahn vor, die Verhandlungen an die Wand gefahren zu haben und will, dass sich Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) einmischt. Der städtische Betrieb hat die Gewerkschaft zur Schlichtung aufgerufen und bezeichnet es als unverantwortlich, in Weihnachts- und Corona-Zeiten einen 24-Stunden-Warnstreik anzusetzen. Damit schade die Gewerkschaft dem innerstädtischen Einzelhandel, dessen Mitarbeiter ver.di ebenfalls vertrete.
Hochbahn spricht von tragfähigem Angebot
Die Hochbahn sprach von einem tragfähigen Angebot auf Basis des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst. Zudem habe das Unternehmen weitere Entlastungen der Mitarbeiter angeboten, beispielsweise zusätzliche freie Tage für Nachtarbeit.
Auch Kreise in Schleswig-Holstein betroffen
Ausgenommen vom Warnstreik waren die Betriebshöfe in Ahrensburg, Rahlstedt und Ratzeburg, von denen aus einige Tochtergesellschaften der VHH Busse fuhren ließen. "Angesichts der aktuell nach wie vor hohen Infektionszahlen gilt es aus Sicht des Einsatzstabes zu vermeiden, dass sich Fahrgäste mit der Hoffnung auf ein vermeintliches Verkehrsangebot in wenige, überfüllte Fahrzeuge zwängen", teilte die Hochbahn mit. Laut VHH waren von dem Streik der gesamte Hamburger Raum sowie die schleswig-holsteinischen Kreise Stormarn, Herzogtum Lauenburg, Pinneberg und Segeberg betroffen.
Nicht der erste Warnstreik
Mitte Oktober war bei einem 24-stündigen Warnstreik der öffentliche Nahverkehr in und um Hamburg nahezu vollständig zum Erliegen gekommen. Nur die S- und Regionalbahnen waren nicht betroffen. Auch Ende September hatten Beschäftigte die Arbeit niedergelegt.
