Stand: 10.09.2013 21:08 Uhr

Meyer Werft - volle Bücher statt Kurzarbeit

Die "Norwegian Breakaway" fährt über die Ems. © NDR Foto: Oliver Gressieker
Wenn sich Kreuzfahrtschiffe aus Papenburg über die Ems gen Küste auf den Weg machen, stehen Tausende Zuschauer bereit.

Mehrmals im Jahr fallen Tausende Schaulustige ins beschauliche Papenburg ein. So viele, dass das größte Unternehmen vor Ort extra einen Parkplatz für Wohnmobile auf seinem Werksgelände ausweist. Denn schließlich kommen die Touristen, um die Produkte der Meyer Werft GmbH zu sehen. Sie wollen dabei sein, wenn turmhohe Kreuzfahrtschiffe die Meyer Werft verlassen und durchs flache Land die Ems hinab gen Meer gleiten, mit kaum mehr als ein paar Handbreit Wasser unterm Kiel.

Von Holzkähnen zu Spezialschiffen

Seit 1795 baut Meyer Schiffe in Papenburg, und seitdem ist das Unternehmen in Familienhand. Zunächst waren es Holzkähne, ab 1874 dank eigener Gießerei und Maschinenfabrik dampfbetriebene Eisenschiffe. Nach der Eröffnung einer neuen Seeschleuse 1902 konnte die Meyer Werft auch größere Wasserfahrzeuge bauen. Aber erst in den 70er-Jahren verlegte die Werft ihren Standort auf ein neues Gelände am Stadtrand. Dort stehen heute zwei riesige Baudocks, in denen die bis zu 340 Meter langen Ozeanriesen auf Kiel gelegt werden. Erst Ende 2008 wurde das zweite Baudock um 120 Meter auf eine Gesamtlänge von einem halben Kilometer verlängert

Das Kreuzfahrtschifft "Norwegian Breakaway"
Die 2013 fertiggestellte "Norwegian Breakaway" gilt als größtes je in Deutschland gebautes Kreuzfahrtschiff.

1986 lief bei Meyer das erste Kreuzfahrtschiff vom Stapel. Seitdem ist die Werft auf die luxuriösen Ozeanriesen spezialisiert. Außerdem baut sie Fähren und Passagierschiffe, vor allem für Indonesien, Spezialfrachter sowie Gastanker. Der Grund für die Spezialisierung: Bei großen Standardfrachtern können die Schiffbauer im Emsland nicht mit südostasiatischen Konkurrenten mithalten, die Schiffe günstig in Serie produzieren.

An der Werft kommt keiner vorbei

Die Entscheidung für Kreuzfahrtschiffe erwies sich insgesamt als richtig: War Anfang der 90er-Jahre noch Kurzarbeit angesagt, stellte Meyer bald kräftig ein. 2001 wurde das zweite Baudock fertiggestellt - die größte Investition in der Firmengeschichte. Auch eine kurze Flaute im Jahr 2001 überstanden die Papenburger. Mit rund 2.500 Mitarbeitern ist die Meyer Werft der größte Arbeitgeber der Region. Hinzu kommen Zulieferbetriebe mit rund 5.000 Beschäftigen - bereits jetzt werden 75 Prozent der Schiffsausstattung extern produziert und komplett geliefert. Und nicht zuletzt ist die Werft ein Faktor für den Tourismus: Hunderttausende Gäste besuchen regelmäßig den Schiffbauer und die Stadt.

Umstrittenes Emssperrwerk

Typische Dalben an der Durchfahrt des Emssperrwerk in Gandersum. © dpa-Bildfunk Foto: Ingo Wagner
Sorgt für ausreichend Wasser unterm Kiel und ist deswegen bei Umweltschützern umstritten - das Emssperrwerk Gandersum bei Leer.

Welche Bedeutung die Werft für Niedersachsen hat, zeigt auch das im September 2002 fertiggestellte Emssperrwerk Gandersum bei Leer. Von Bund und Land finanziert, schützt es offiziell das Landesinnere vor Sturmfluten. Vor allem profitiert jedoch die Meyer Werft: Nur wenn die Ems aufgestaut wird, können die größten Schiffe der Werft von Papenburg aus problemlos das Meer erreichen. Sonst müsste der Fluss ausgebaggert werden. Erstmals wurde die Ems für die Überführung der "Norwegian Dawn" aufgestaut. Umweltschützer hatten vergeblich versucht, den Bau zu verhindern und protestieren weiter. Sie befürchten schwere ökologische Schäden durch das Sperrwerk.

Auftragsbücher prall gefüllt

Bis Herbst 2015 ist die Werft nach eigenen Angaben ausgelastet. So sicherte sie sich unter anderem einen Auftrag der japanischen Mitsubishi Heavy Industries für den Bau zweier Schiffe im Wert von 900 Millionen Euro. Darüber hinaus arbeitet die Meyer Werft zurzeit für die US-Reederei Norwegian Cruise Line an der "Norwegian Getaway" und der "Breakaway Plus", die 2014 und 2015 ausgeliefert werden sollen. Allein der Auftragswert der "Breakaway Plus" liegt bei rund 700 Millionen Euro.

Dieses Thema im Programm:

14.03.2015 | 12:00 Uhr

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Ein Smartphone mit einem eingeblendeten NDR Screenshot (Montage) © Colourbox Foto: Blackzheep

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