Stand: 08.08.2019 13:53 Uhr

Cannabis-"Bunker" in Neumünster feiert Richtfest

"Hier geht es nicht um Marihuana für Altona", sagt Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) bei dem Richtfest der ersten legalen Cannabis-Produktionsanlage in Neumünster. "Hier wird Ende 2020 - wahrscheinlich zum ersten Mal in Deutschland - medizinisches Cannabis produziert."

Die Anlage, die das Unternehmen Aphria Deutschland GmbH baut, befindet sich noch im Rohbau, aber schon jetzt lässt sich erahnen, was für ein Hochsicherheitstrakt hier entsteht. 14.000 Tonnen Stahlbeton sind schon verbaut. 400 Kameras kommen noch, dazu Natodraht. Sogar ein Drohnenabwehrkonzept mussten die Betreiber vorlegen, um die Genehmigung zu bekommen.

"Wir arbeiten in einem Tresor"

Das Gebäude im Gewerbegebiet Neumünster-Süd könnte laut Geschäftsführer Hendrik Knopp zwei Stunden lang einem Angriff mit schwerstem Gerät standhalten. "Wir arbeiten ja mit Betäubungsmitteln. Der Gesetzgeber hat klar definiert, wie dick die Wände sein müssen. Wir arbeiten in einem Tresor."

Projektleiter Thorsten Kohlisch erklärt die Anordnung der Anlage: Im hinteren Teil des Gewächshauses ist Platz für die Anzucht, für Mutterpflanzen und Setzlinge. Vorne entstehen dann einzelne Blüh- und Vegetationskammern, in denen die Pflanzen bis zur Erntereife gezogen werden.

Der äußere Rohbau einer Cannabis-Plantage.
Auf 6.000 Quadratmetern entsteht die deutschlandweit erste legale Indoorplantage für Cannabis.
Großer medizinischer Bedarf an Cannabis

Die Firma verkauft die Ware an das Bundesgesundheitsministerium. Der deutsche Staat kauft pro Jahr eine Tonne Cannabisblüten - für medizinische Zwecke. Der Bedarf der Patienten ist allerdings größer, merkt Hendrik Knoop an: "Wir sind jetzt bei 50 - 60.000 Patienten, die eine Cannabistherapie in Anspruch nehmen, Tendenz steigend. Und wir müssen die fehlende Versorgung mit Importen abdecken." Der Cannabis-"Bunker" ist so ausgelegt, dass er noch viermal mehr produzieren könnte.

Zwei weitere Cannabisanlagen in Deutschland geplant

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat Aphria in Schleswig-Holstein für vier Jahre den Anbau von jährlich einer Tonne erlaubt. Auch zwei weitere Firmen dürfen künftig in Deutschland medizinisches Cannabis anbauen. Dies können sich deutsche Patienten seit März 2017 regulär beim Arzt verschreiben lassen. Bislang werden die Blüten für medizinische Zwecke aus dem Ausland importiert, unter anderem vom kanadischen Mutterunternehmen der Firma aus Schleswig-Holstein.

Weitere Informationen
Cannabis in einer Tüte aus der Apotheke und ein Rezeptschein. © imago/STPP

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 08.08.2019 | 19:30 Uhr

Ein Smartphone mit einem eingeblendeten NDR Screenshot (Montage) © Colourbox Foto: Blackzheep

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