Welt der Musik
Sonntag, 29. Mai 2022, 18:00 bis
19:00 Uhr
Als bekanntester Musikkritiker Österreichs nahm Julius Korngold die ersten Kompositionsversuche seines Sohnes Erich Wolfgang zunächst nicht besonders ernst. Erst als sich der Sohn "stets mit Notenpapier ausrüstete und fleißig Noten zu kritzeln anfing", wie Julius Korngold in seiner Autobiografie schrieb, sorgte er für erstklassigen Unterricht: Die Komponisten Robert Fuchs (Jahrgang 1847) und Alexander Zemlinsky wurden Erich Wolfgang Korngolds Lehrer, und Gustav Mahler bezeichnete den jungen Komponisten gar als "Genie", dessen Werke innerhalb weniger Jahre international anerkannt und aufgeführt wurden. Eine ganze Reihe berühmter Musiker - unter ihnen Richard Strauss - setzten sich dann für die Kompositionen des jungen Korngold ein.
Weltweiter Erfolg
Das Besondere: Korngolds Werke zeichneten sich schon früh durch Originalität aus, waren "echte Korngolds", ohne ein "Hineinwachsen" in einen Stil. Das veranlasste den Korngold-Forscher Brendan G. Carroll zu der Aussage, der junge Komponist sei "das letzte Wunderkind" gewesen. Wir gehen in unserer Sendung dieser These nach. Bis in die 1930er-Jahre hinein errang Korngold mit seinen Werken (darunter mehrere Opern - z.B. "Die tote Stadt" - Kammermusik und viele Lieder) große internationale Erfolge. Galt er anfangs eher als "Neutöner", der die Tonalität mit lockerer Hand erweiterte, sah er sich ab den 1930er-Jahren vermehrt publizistischen Angriffen ausgesetzt, da er sich den avantgardistischen Strömungen nicht anschließen wollte.
Emigration, Filmkomponist in Hollywood
Wegen seiner jüdischen Herkunft musste Korngold 1938 in die USA emigrieren, holte seine Familie und seine Eltern nach. Als Filmkomponist in Hollywood setzte er hohe musikalische Maßstäbe durch, vergrößerte die Besetzungen der Orchester und gilt auch heute als einer der Begründer des "Hollywood-Sounds". Er erhielt für seine Musik zwei Oscars, unter anderem für den Soundtrack zu "Robin Hood" (1938).
Rückkehr nach Europa: Enttäuschung und Vergessen
Nach dem Krieg wollte Korngold wieder in Europa Fuß fassen und zur "absoluten Musik" zurückkehren. Er wurde aber oft mit Ablehnung und mit Häme über seine neuen Werke konfrontiert. Verbittert kehrte er in die USA zurück, wo er 1957 an den Folgen einer Gehirn-Thrombose verstarb. Erst seit etwa 30 bis 40 Jahren werden Korngolds Werke wieder vermehrt aufgeführt und auch eingespielt. Eine sachliche Neubewertung seines Lebenswerkes hat längst begonnen.
Eine Sendung von Thomas Böttger.