Jazz – Round Midnight
Dienstag, 09. November 2021, 23:30 bis
00:00 Uhr
Eine Sendung von Sarah Seidel

Er war eine Erscheinung - Turban, weißer Vollbart, lange, fließende Gewänder, auffälliger Silberschmuck und ein Gehstock, der ihm im Konzert auch als Percussion-Instrument diente. Dr. Lonnie Smith, der 1942 im US-Bundesstaat New York zur Welt kam und schon in den 1960er Jahren mit seinen ersten Blue Note-Alben für Furore sorgte, spielte mehr als 50 Jahre lang die massive Hammond B3-Orgel. Er ließ sie grooven, bis es die Zuhörer im Club nicht mehr auf ihren Sitzen hielt. Ob er nun verlangsamten Funk spielte oder betörende, schwermütige Balladen - sein Orgelspiel bot eine ganze Bandbreite an Sounds: von schwebendem Singsang und Jauchzen bis hin zum Röhren, Blubbern und Knurren.
Zuhause bei Dr. Lonnie Smith - inklusive Übernachtung & Frühstück
Seine ersten Aufnahmen machte Dr. Lonnie Smith 1966 und 1967 zusammen mit dem Gitarristen George Benson, da war er Mitte 20. Über den Saxofonisten Lou Donaldson kam er zum Jazzlabel Blue Note - eine der ersten Adressen in Sachen Jazz und in den 1960er Jahren besonders mit Soul Jazz schwer erfolgreich. Von seinen Musikerkollegen wurde Lonnie Smith anerkennend "Doktor" genannt, also blieb der Titel einfach an ihm hängen. 1970 verließ der Organist das Label Blue Note und kam erst 45 Jahre später wieder zurück. Blue Note-Chef Don Was bot ihm 2015 einen neuen Vertrag bei der legendären Plattenfirma an, da war Smith inzwischen 75. Sogar Punk-Rock-Ikone Iggy Pop war so begeistert von dem Organisten, dass er mit ihm 2017 für das Label Blue Note noch Aufnahmen im Studio in Florida machte. Arne Reimer war auf einer seiner USA-Reisen 2015 zwei Tage zuhause bei Dr. Lonnie Smith in Fort Lauderdale - inklusive Übernachtung im Gästezimmer und einem vom Meister selbst zubereiteten Frühstück. Auch davon erzählt er in dieser Folge der "Jazz Heroes". Am 28. September 2021 ist Dr. Lonnie Smith 79-jährig gestorben.
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