Letzter Aufruf zweier Zwillinge im Geiste
Mit "The Last Call" schließt sich ein Kreis, der 1976 seinen Anfang nahm, als Larry Coryell und Philip Catherine mit der Fusion-Supergruppe "The Eleventh House" bei den Berliner Jazztagen auftraten.
Ihr Konzert-Duo-Nukleus sollte zu einer langjährigen Zusammenarbeit führen, die sich erstmals 1977 im Studioalbum "Twin House" niederschlug. Dessen vierzigjähriges Jubiläum wurde am 24. Januar 2017 in der Berliner Philharmonie gefeiert. Und zwar mit vier Darbietungen Coryells und Catherines im Duo, gefolgt von Begegnungen mit dem schwedischen Pianisten Jan Lundgren und dessen Landsmann Lars Danielsson am Bass. Gekrönt wurde der Abend von einem munteren Jam aller vier Musiker samt Paolo Fresu an der Trompete.
Berührendes elektroakustisches Vermächtnis
Der Texaner Coryell und der Belgier Catherine schöpften stets aus unterschiedlichen Quellen, erwiesen sich jedoch meist als Seelenverwandte mit tiefem gegenseitigen Verständnis. So auch auf "The Last Call" in Gestalt eines Larry Coryell an der akustischen und Philip Catherine an der elektrischen Gitarre, die ohne jede Spur von Altersmüdigkeit mit "Miss Julie" ihr "Twin House"-Eröffnungsstück aufgreifen, mit einer magischen Version von Luiz Bonfás "Manhã de Carnaval" Zwischenstopp machen um schließlich bei der mitreißenden blues- und groovebetonten Coryell-Nummer "Jemin-Eye'n" zu landen. Herausragende Momente eines berührenden Mitschnitts, der zudem mit einer anspielungsreichen Version von Milt Jacksons "Bags' Groove" aufwartet, in der Larry Coryell mit heiterkeitsfördernder Lässigkeit sowohl "Birth Of The Cool" von Miles Davis als auch Strawinskys "Le Sacre Du Printemps" zitiert. Ein letztes Mal in einem Konzertsaal übrigens, denn nur vier Wochen darauf starb der Pate des Jazzrock nach zwei Konzerten im Jazzklub Iridium im Alter von 73 Jahren in einem New Yorker Hotelbett.
Jazz at Berlin Philharmonic XI: The Last Call
- Genre:
- Jazz
- Zusatzinfo:
- Label:
- ACT music
- Veröffentlichungsdatum:
- 19.02.2021
- Preis:
- 17,50 €
