"Leben im Lockdown": Ausleihservice in Bibliothek Oldenburg
Einige öffentliche Bibliotheken bieten einen Abholservice an. Bücher können online reserviert und dann kontaktlos abgeholt werden, wie in der Stadtbibliothek in Oldenburg.
Monika Müllerstedt streift vor der Stadtbibliothek in Oldenburg ihre Handschuhe über. Sie freut sich über die Schätze in ihren Fahrradtaschen. Ihre Strategie solange alles geschlossen ist: Kurzweil und Vorfreude. "Ich habe Romane ausgeliehen, um die Zeit zu vertreiben, und ein bisschen Urlaubsplanungsliteratur", erzählt sie.
Die Dame im Rentenalter ist kurz zum Schalter gehuscht, hat eine vorher reservierte Tasche mit Büchern mitgenommen und ist dann über einen anderen Weg wieder nach draußen gekommen. Jetzt kann sie etwas über die Seealpen lesen. Dahin will sie reisen, sobald das wieder geht: "Ich bin optimistisch, dass ich im Sommer irgendwo hinfahren kann. Es macht Spaß, sich damit jetzt schon zu beschäftigen."
Leben im Lockdown: Kochbücher sind gefragt

Damit liegt sie nicht gerade im Trend, denn Reiseführer werden im Moment in der Bibliothek kaum nachgefragt und ausgeliehen. Bei den Sachbüchern sind immer wieder wechselnde Themen gefragt, sagt die Leiterin der Stadtbibliothek Oldenburg Heike Janssen: "Im ersten Lockdown waren zum Beispiel die Gartenbücher gefragt. Im Moment sind es eher Handarbeitsbücher und Kochbücher, die ausgeliehen werden. Bücher zu den Themen Gesundheit und Krankheit gehen auch gut."
Fünf- bis sechstausend Bücher werden monatlich reserviert

Ansonsten sind Krimis und Thriller beliebt, auf dem zweiten Platz stehen die Themen Familie und Liebe und dann kommen historische Romane. Kunden reservieren im Moment fünf- bis sechstausend Bücher im Monat. Etwa ein Zehntel von dem, was normalerweise geliehen wird, sagt die Bibliotheksleiterin. Dennoch haben ihre Mitarbeiter viel zu tun, sagt sie, denn viele Kunden rufen an, bevor sie online etwas bestellen: "Unsere Kundinnen und Kunden lassen sich auch gern am Telefon beraten und suchen nicht gezielt einen Titel, sondern sagen zum Beispiel: 'Ich möchte drei Familienromane und dann noch zehn Comics für meinen Sohn'."
Das Stöbern in den Bücherregalen fehlt
Wer gern ein Buch auswählt, weil der Umschlag ansprechend ist oder am liebsten Bücher aus dem Regal nimmt und kurz hinein liest, hat es jetzt schwer. "Das Stöbern vermissen unsere Kundinnen und Kunden sehr, weil sie sich dadurch immer inspirieren lassen", so Janssen.
Viele greifen jetzt auf Bewährtes zurück. Das mache sich besonders in der Kinderbibliothek bemerkbar. Dort sind bekannte Autoren gefragt oder Reihen wie "Gregs Tagebuch" oder "Mama Muh". Eine Frau mit einem großen Korb kommt aus der Kinderbücherei neben der zentralen Bücherei. Ganz oben liegt ein Band von "Das Sams" von Paul Maar und darunter noch einige andere Kinderbücher. "Pro Woche fünf Bücher für die Kinder. Ja, wir lesen jetzt sehr viel. Viel mehr als vor der Corona-Zeit", sagt sie.
