Datteln, Milch und ein Koran stehen auf dem Tisch © picture alliance / Godong Foto: Pascal Deloche

Vorbereitung auf den Ramadan: Die heiligen drei Monate

Stand: 10.02.2022 19:40 Uhr

Den Fastenmonat Ramadan kennen mittlerweile auch Nicht-Muslime. Aber Racab und Schaban? Diese Monate sind vielen kein Begriff, obwohl sie in ihrer Bedeutung dem Ramadan kaum nachstehen, gelten sie doch gemeinsam als "gesegnete Monate".

Datteln, Milch und ein Koran stehen auf dem Tisch © picture alliance / Godong Foto: Pascal Deloche
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von Kadriye Acar

Es ist Montag Abend. Hasan Balcok und seine Frau Fatma sind bei seinen Eltern zum Essen eingeladen. Das Thema am Küchentisch: die Fastenzeit, die im April beginnt. Es gilt Einiges zu besprechen. Zum Beispiel, was jetzt schon gekocht und eingefroren werden kann, damit im Fastenmonat ausreichend Zeit für Gebete und Besuche bleibt.

Radschab und Schaban als Vorbereitung auf den Ramadan

"Ramadan steht vor der Tür. Sobald wir im Kalender schauen und sehen, dass die drei Monate begonnen haben, dann wissen wir tatsächlich: Bald geht’s los. Die zwei Monate Racab und Schaban sind eine Vorbereitung auf den heiligen Monat Ramadan", erklärt Hasan Balcok.

Fatma und Hasan Balcok © NDR Foto: Kadriye Acar
Fatma und Hasan Balcok fangen bereits in den beiden Monaten vor Ramadan an zu fasten.

Racab und Schaban, die beiden Monate vor dem Fastenmonat Ramadan, gelten im Islam auch als gesegnet. So soll der Prophet in dieser Zeit wie folgt gebetet haben: "O Herr, segne uns den Racab und den Schaban und führe uns in den Ramadan."

"Wir möchten in diesen beiden Monaten auch anfangen zu fasten, auch wenn es nicht Pflicht ist, auch wenn es nicht täglich ist", sagt Hasan Balcok. "Das ist wie Training: Bevor man auf das Spielfeld muss, möchte man erst mal ein paar Runden drehen, um sich warm zu machen. So könnte man das bildlich vergleichen. Daher finde ich es schon sehr wichtig, dass man dieses Training auf jeden Fall machen sollte."

Allgemein wird angenommen, dass die Musliminnen und Muslime von heute auf morgen, ohne Vorlauf, im Ramadan fasten. Das, so Fatma Balcok, ist aber ein Trugschluss: "Wir fasten nicht von heute auf morgen. Deswegen sind die Monate davor eine Vorbereitung, wir bereiten uns langsam darauf vor: Montag und Donnerstag fangen wir schon mal an zu fasten und dann geht es so langsam zu dem heiligen Monat. So hat es auch unser Prophet gemacht."

Eine Zeit der Besinnung

Hasan Rami Balcok, der zweitälteste Sohn, ist der Geschäftsführer eines Reisebüros, das sich auf die Pilgerfahrt nach Mekka und Medina spezialisiert hat. Seine Mutter Müzeyyen ist Inhaberin eines muslimischen Bestattungsunternehmens. Für die Familie sind die drei Monate eine Zeit der Besinnung und des Strebens danach, als Muslim Gutes zu tun: "Denke daran, wer du bist, was du glaubst! Tu noch mehr dafür. Und tust du in den normalen Monaten deine fünf Almosen, dann tust du in diesen drei Monaten noch zehnfach mehr. Man soll dem Nächsten immer hilfreich erscheinen."

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Höhepunkt der Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und Toleranz

Alle drei Monate, Racab, Schaban und Ramadan, haben gemeinsam, dass es in ihnen besondere Nächte gibt, die für die Gläubigen von zentraler Bedeutung sind: "Das sind zum Beispiel die Himmelfahrt des Propheten oder die Herabsendung des Korans", erklärt Fatma Balcok. "Das sind heilige Nächte, in denen man auch in die Moscheen gehen kann, da mitbetet und mit der Gesellschaft zusammen ist. Das ist noch mal eine andere Atmosphäre, die auch sehr schön ist."

In den Monaten vor Ramadan sollen sich die Gläubigen körperlich und spirituell auf den Monat vorbereiten. Und - so heißt es - jede gottesdienstliche Handlung wird mehrfach belohnt, Bittgebete werden erhört und Sünden vergeben. In der islamischen Tradition wird diese Zeit als Höhepunkt der Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und Toleranz geehrt.

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