Kult und Musik bei den Aleviten
Viele Aleviten bekennen sich heute offen zu ihrem Glauben. Das war vor dreißig Jahren anders. Denn die Geschichte der Aleviten ist geprägt von den Erinnerungen an gemeinsames Leid und kontinuierliche Unterdrückung durch die türkische Regierung. Schon im Osmanischen Reich wurden die Aleviten jahrhundertelang als Ungläubige verfolgt. In der Türkei lebten sie im Verborgenen und sprachen in der Öffentlichkeit nicht über ihre Zugehörigkeit zum Alevitentum. Viele türkische Aleviten wanderten in den 1960er und 1970er-Jahren nach Deutschland aus. Dort, in der Diaspora, entstanden erste alevitische Gemeinden und Vereine.
Die Vorschriften der Scharia und die fünf Säulen des Islam - wie tägliche Gebete und Fasten im Ramadan - sind für Aleviten nicht zentral. Das bedeutendste Ritual der Aleviten sind die sogenannten Cem-Gottesdienste. Bei dieser Zeremonie kommen die Gemeindemitglieder zusammen. Hier spielt die Langhalslaute Bağlama, auch Saz genannt, die Hauptrolle. Denn die mündliche Überlieferung der alevitischen Tradition durch Lieder und Musik ist der einzige Weg der Vermittlung. Die Bağlama begleitet die Gesänge, hält die Kultur lebendig und ist das Tor zum Glauben der Aleviten.