Das Sonntagskonzert
Sonntag, 24. April 2022, 11:00 bis
13:00 Uhr
Der Italiener Agostino Steffani - der in unseren Tagen durch Donna Leon zur schillernden Romanfigur avanciert ist - war das, was man ein Universalgenie nennt: ein brillanter Musiker und dazu ein bedeutender Theologe, Diplomat und Universitätsdirektor. 1688 kam er als Kapellmeister an den Hof des Herzogs Ernst August von Hannover. Von Steffani erklingt das geistliche Konzert "Reginam nostram". Außerdem sind weitere exquisite Vokalwerke von Komponisten zu hören, die Steffanis Schaffen geprägt haben.
Künstlerische Verbindungen zwischen Hannover und Italien
So war sein Münchner Lehrer Johann Caspar von Kerll seinerseits Schüler von Giacomo Carissimi, der zentralen Gestalt des römischen Musiklebens. Berührungspunkte gibt es auch zu anderen in Rom wirkenden Musikern, wie zum Beispiel Virgilio Mazzocchi, der die Cappella Giulia im Petersdom leitete, oder zu Steffanis Altersgenossen Arcangelo Corelli und Alessandro Scarlatti.
Geistliche und weltliche Musik von gleicher Expressivität und Virtuosität
Im 17. Jahrhundert war die Bezeichnung Konzert nicht nur instrumentalen Werken vorbehalten, sondern wurde ebenso für konzertante musikdramatische Werke mit geistlichen Texten verwendet. Die sogenannten "geistlichen Konzerte", die das hannoversche Ensemble Musica Alta Ripa ausgewählt hat, dokumentieren die inbrünstige katholische Frömmigkeit, die sich im Gefolge der Gegenreformation und der heftigen Glaubenskämpfe besonderes Gehör verschaffte. Arcangelo Corelli hat zwar keine einzige Note für Gesang hinterlassen, aber seine Musiksprache ist dennoch von dem römischen Tonfall des Erhabenen und schmerzlich Ausdrucksvollen geprägt. Denn er schrieb den Streichinstrumenten die gleiche musikalische Intensität und Virtuosität zu, die seine Zeitgenossen fast ausschließlich GesangssolistInnen zutrauten.