Das Sonntagskonzert
Sonntag, 19. Februar 2023, 11:00 bis
13:00 Uhr
Nichts ist so fruchtbar wie eine schwere Krise. Das scheint das Motto etlicher Komponisten an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gewesen zu sein, als die romantische Tonsprache an ihre Grenzen stieß. Ravels "Tombeau de Couperin" ist einerseits eine Hommage an die Cembalosuiten von François Couperin aus dem 18. Jahrhundert, andererseits ist jeder Satz einem von Ravels Freunden gewidmet, die während des Ersten Weltkriegs gefallen waren.
Verhaltene Reaktionen auf Prokofjews erstes Violinkonzert
Prokofjews erstes Violinkonzert ist eines der letzten Werke, die er vor seiner Übersiedelung nach Paris schrieb. Es spiegelt die innere Zerrissenheit des Komponisten kurz vor seiner Abreise aus dem politisch turbulenten Russland wider: mit dem ständigen Wechsel zwischen lyrischen Klängen und brachialer Gewalt. Die Reaktionen auf die Pariser Uraufführung - im Saal saßen unter anderem Picasso, Strawinsky und Rubinstein - waren verhalten bis ablehnend, die Rezensenten empfanden das neue Werk sogar als zu wenig modern. Anderswo, etwa in Russland, fand es von Anfang an großen Zuspruch bei Publikum und Kritik. Inzwischen zählt Prokofjews erstes Violinkonzert zur virtuosen Grundausstattung großer Geigerinnen und Geiger.
Verschmelzung von Volks- und Kunstmusik
Der tschechische Komponist Antonín Dvořák hatte sich mit wachsendem Stolz seiner nationalen Kultur verschrieben und brachte Einflüsse und Motive daraus in die europäische Kunstmusik ein. Mit einigen seiner frühen Kammermusikwerke gewann Dvořák schnell einen beachtlichen Ruf auch über seine Heimat hinaus. Die Streicherserenade, die er 1875 in kaum zwölf Frühlingstagen geschrieben haben soll, ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie der Komponist eine volkstümliche Klangsprache mit dem damals vorherrschenden (deutschen) Kompositionsstil mischte.
Musik der Sinti und Roma als Inspiration
Wie Dvořák war auch eine Generation später der Ungar Zoltán Kodály von der Volksmusik seiner Heimat fasziniert. In seinen frühen Zwanzigern reiste er mit einem Notizbuch durch das Land und schrieb mehr als 4.000 Volksweisen auf, die er später archivierte und musikwissenschaftlich analysierte. Doch schon in der Kleinstadt Galánta, wo der Komponist aufgewachsen war, kam er mit der Musik der Sinti und Roma in Berührung. Viel später, anlässlich des 80-jährigen Jubiläums der Budapester Philharmoniker 1933, verarbeitete er einige der Motive, die er gesammelt hatte, zu einem mitreißenden Meisterwerk.
Konzertgenuss auf höchstem Niveau
Das Chamber Orchestra of Europe, das einst von Claudio Abbado als Mentor betreut wurde, hat im Laufe der Jahre große Erfolge erzielt. Auch die lange Liste der Musiker*innen, die mit dem Orchester zusammenarbeiten wollen, spricht Bände. Bei diesem Konzert teilen sich der Dirigent Sir Antonio Pappano und die Geigerin Janine Jansen die Bühne: ein Traum-Duo, das bereits eine Reihe renommierter Aufnahmen realisiert hat.