Das Konzert
Montag, 08. März 2021, 20:00 bis
22:00 Uhr
Die Dirigentin Cathrine Winnes und ihre Gäste, die Pianistinnen Ingrid Andsnes und Terés Löf, füllen mit ihrem Programm eine beträchtliche Lücke in der Musikgeschichte.
Die Frauenbewegung und der Kampf um Gleichberechtigung waren vor hundert Jahren in vollem Gange. Auch in der Musik. Komponistinnen wandten sich von Kammermusik für die häusliche Umgebung ab und stattdessen hin zu Opern und Orchesterwerken für große Säle. Bis dahin hatte man vorausgesetzt, dass Frauen die dafür notwendigen "großen Gefühle" fehlten und sie deshalb aus dem Rampenlicht herausgedrängt.
Britische und französische Ausnahmetalente
Auf dem Konzertprogramm steht Musik von Ethel Smyth, der britischen Suffragette, die Steine in bürgerliche Salons schleuderte, um für das Frauenwahlrecht und ihre Anerkennung als Komponistin zu kämpfen und die später aus dem Fenster ihres Gefängnisses mit einer Zahnbürste ihre Mitschwestern dirigierte. Außerdem treffen wir die geniale Lili Boulanger, Schwester der einflussreichen Kompositionslehrerin Nadia, die wegen ihrer schwachen Konstitution und des Ersten Weltkriegs nicht das Stipendium an der Villa Medici in Rom in Anspruch nehmen konnte.
Ihre letzten Werke diktierte sie 24-jährig auf dem Sterbebett ihrer Schwester, darunter auch "D'un soir triste". Zu Nadia Boulangers Studentinnen gehörte ebenfalls die Polin Grażyna Bacewicz, die bereits mit 13 Jahren ihr erstes Werk komponiert hatte und vor dem Zweiten Weltkrieg als Geigerin in ganz Europa konzertierte. Sie schrieb u.a. Ballette, Sinfonien und Instrumentalkonzerte, die sich durch eine meisterhafte Instrumentierung auszeichnen.
Deutsche Romantikerinnen
Fanny Hensel, geborene Mendelssohn, stand trotz ihrer herausragenden Begabung ein Leben lang im Schatten ihres Bruders Felix. Zwar komponierte und spielte sie genauso gut wie ein Mann, doch ihre Musik sollte auf die häuslichen Sonntagskonzerte beschränkt bleiben. Das hätte vielleicht auch Robert Schumann für seine Frau Clara besser gefallen, schließlich mussten sieben Kinder großgezogen werden. Doch die gefeierte Pianistin verhalf ihm dazu, seine Werke international bekannt zu machen - und spielte bei diesen Konzerten natürlich auch ihre eigenen Kompositionen.
Skandinavische Komponistinnen
Die Norwegerin Signe Lund emigrierte zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die USA, wo sie als Musiklehrerin, Komponistin und Friedensaktivistin tätig war. Die Schwedin Helena Munktell wurde in ihrer Heimat, in Wien und Paris als Sängerin, Pianistin und Komponistin ausgebildet. Sie hinterließ vor allem Vokal- und Musiktheaterwerke, aber auch Orchesterstücke. Kaija Saariaho, geboren 1952, gilt als bedeutendste finnische Komponistin. Sie wurde mit zahlreichen Preisen und Ehrenmitgliedschaften ausgezeichnet und ihre Werke werden weltweit bei Festivals und in Opernhäusern aufgeführt.
