Chormusik
Mittwoch, 27. April 2022, 21:05 bis
22:00 Uhr
Es begann mit der Edition von Vivaldis "Gloria": 1972 gründeten Günter und Waltraud Graulich ihren eigenen Verlag. Heute ist der Stuttgarter Carus Verlag die erste Adresse für Chor- und Vokalliteratur mit 45.000 Editionen. Die Bandbreite reicht von der Gregorianik bis ins Heute.
Von Vivaldis "Gloria" zu einem weltweit bekannten Verlag
"Meine Eltern haben das wirklich 10 Jahre lang zu zweit gemacht, eine Arbeit, die v.a. in den Abendstunden stattfand. Ich habe drei Geschwister, wir waren eine sechsköpfige Familie - da kam man sich vorstellen, wie das zuging. Die Verlagsarbeit wurde also in den Abend- und Nachtstunden gemacht. Erst nach 12 Jahren kam der erste Mitarbeiter." Erinnert sich Johannes Graulich, der den Verlag 2001 von seinen Eltern übernommen und dafür seine Arbeit als Kinderarzt zurückgestellt hat. "Als ich in die Firma einstieg, waren wir 20 Beschäftigte. Früher diente der Kohlenkeller als Lager, jetzt haben wir ein Verlagshaus in der Nähe des Stuttgarter Flughafens. Ein klassisches Start-Up-Unternehmen, wie man heute sagen würde."
Gezeitenwende durch die historisch informierte Aufführungspraxis
Zahlreiche Erstausgaben wie beispielsweise die des Gesamtwerks von Mendelssohn sind durch die Arbeit des Carus Verlags entstanden, der auch zur Wiederentdeckung von Komponisten wie Josef Gabriel Rheinberger, Gottfried August Homilius und Jan Dismas Zelenka beigetragen hat. "Mein Vater hat wirklich große Freude an der Auseinandersetzung mit Details und daran, Dinge genau zu beleuchten. Und was ihm damals sehr zugute kam, war, dass es so etwas wie eine Gezeitenwende gab mit der aufkommenden historisch informierten Aufführungspraxis. Die Musiker hatten dadurch einen anderen Anspruch an die Notenausgaben, als es vielleicht in den 1950ern oder 1960ern der Fall war."
Enge Zusammenarbeit mit Chören
Von Anfang an bestand eine enge Zusammenarbeit mit Chören, die nicht nur den Praxistest für die Notenausgaben machten, sondern mit denen auch Aufnahmen für das Carus Label entstanden; darunter auch viele mit dem Kammerchor Stuttgart und Frieder Bernius, der dem Verlag seit langem eng verbunden ist. "Meisterwerke so gut wie möglich, nach neuestem Quellenstand zu edieren, aber eben auch neue Werke herauszugeben, zeichnet den Carus Verlag aus. Das entspricht genau meinem Ideal. Und das auch in Aufnahmen festzuhalten, ist eine ganz wichtige Arbeit." Sagt Frieder Bernius, dessen Aufnahmen mit dem Kammerchor Stuttgart dem Carus Verlag viele Preise beschert haben.
Über die Entwicklung des Verlags, über besondere Editionen, wie u.a. auch das Liederprojekt und die Chorissimo-Reihe für den Schulunterricht und wie sich der Carus Verlag mit Apps und anderen Angeboten modern aufstellt, darüber sprechen wir in der Sendung mit Johannes Graulich und Frieder Bernius umrahmt von wunderbaren Aufnahmen.
Eine Sendung von Chantal Nastasi.