So rau und doch empfindlich: Besserer Schutz für Ostseeküste

Stand: 31.05.2023 10:30 Uhr

Mal flach, mal steil, mal Wald, mal Strand: Die südliche Küste der Eckernförder Bucht hat viel zu bieten. Seit 2004 ist die Gegend Flora-Fauna-Habitat (FFH), ein Schutzgebiet für Pflanzen und Tiere. Und die sollen nun noch besser geschützt werden.

von Andrea Ring

Eine steile Treppe aus Holz führt runter zum Strand. Dort braust die Ostsee, umspült gewaltige Sandbrocken. Wenn die aus der Kliffkante brechen, sei das total faszinierend, sagt Jens Röschmann vom Landesamt für Umwelt: "Ümmer wedder wat Ni'es, ümmer wedder kummt dor wat dal! Un denn de Ostsee, de dor an nagt un dat Water kümmt vun baven und bringt dat Ganze in Bewegung un denn rutscht dat eenfach af."

Brütende Vögel in der Steilküste und im Sand

Besonders könne man das nach Regen und Ostwind beobachten, ergänzt der stellvertretende Bürgermeister von Schwedeneck, Sönke-Peter Paulsen. "Dor hebben wi denn wedder en frische Kant un dor könen de Uferschwalben wedder in buen", erklärt er. Das kann man auch sehen, denn oben im weichen Steilufer reiht sich ein Loch ans andere: die Bruthöhlen der kleinen Vögel.

Aber auch der Blick nach unten in den Sand ist wichtig, denn dort brütet der Sandregenpfeifer: "Dor sitt he binnen, hett sien Nest eenfach so mang de Steen! Dree Eier, so'n beten blassgröön. Aver de sühst du nich! Un denn peddst du op un wenn een Pech hett, denn peddst' ok op de Eier", erklärt Jens Röschmann.

Sönke-Peter Paulsen und Jens Röschmann stehen an der Steilküste der Eckernförder Bucht. © NDR Foto: Andrea Ring
AUDIO: Mehr Schutz für eine empfindliche Landschaft (3 Min)

Oft treiben Hunde die Vögel auf

Der Sandregenpfeifer, auf Platt übrigens Regentüüt, ist vom Aussterben bedroht. Die Art steht auch auf der Roten Liste. Deshalb sei es so wichtig, dass die Menschen hier ihre Hunde nicht freilaufen lassen, bittet Jens Röschmann: "Denn flüggt de Regentüüt op un denn sütt de neegste Kreih oder Mööv dat un freet de Eier op."

Eine bunte Tafel informiert über den Lebensraum an der Ostsee. © NDR Foto: Andrea Ring
Infotafeln wie diese sollen Besucherinnen und Besucher für die Arten und die Natur an der Ostseeküste sensibilisieren.

Besonders während der Pandemie seien viele Besucher an die Ostseeküste gekommen, auch mit ihren Hunden. Und nicht alle hätten dabei gut aufgepasst, hat Bürgermeister Paulsen beobachtet: "Wi hebben nix gegen Hunde, aver Hunde höört kott bi'n Foot, un wenn se nich kott bi'n Foot sünd, dann maakt se sik sülvststännig, gahn op Wild los oder stöbern mang de Gelege rum."

Mit Infotafeln auf empfindliche Umgebung aufmerksam machen

Deshalb ist Schwedeneck nun eine von mehreren Gemeinden entlang der Eckernförder Bucht, in denen das Landesamt für Umwelt Besucher-Infotafeln aufgestellt hat. Darauf wird unter anderem das FFH-Gebiet erklärt und diverse Arten in diesem besonderen Lebensraum werden vorgestellt.

"Dormit wüllt wi de Lüüd eenfach sensibiliseeren dorför, dat de Natur ganz empfindlich is, ok wenn dat nich so utsütt. Das sütt ja groff un steenig un ruug ut un man meent, dor kann man nix kaputt maken, sik höchstens de Knaken breken. Aver dat is en ganz empfindliches System hier un dat is eben wichtig, dat de Lüüd, de hier kamen, dat ok begriepen doon." Sönke-Peter Paulsen, Bürgermeister Schwedeneck

Ranger sollen vor Ort ansprechbar sein

Und nicht nur die Infotafeln sollen dazu beitragen, gefährdete Arten und Lebensräume zu schützen: Das Land Schleswig-Holstein versuche gerade, noch zwölf sogenannte Ranger einzustellen, kündigt Jens Röschmann an. "De köönt hier denn tatsächlich ok en beten rumlopen un denn de Besökers opklären un informeeren. Un wenn't nödig deit ok mal en beten henwiesen, wat se dörven, wat se nich dörven, wat se maken schülllt, wat se laten schüllt", erklärt er die Aufgaben.

Dabei sollen die Ranger das alles sachlich und freundlich erklären, ergänzt der Bürgermeister. Denn so könne man die vielen Besucherinnen und Besucher auch wirklich mitnehmen, ihnen ein Gefühl für die Natur geben. "Dor nützt keen Polizei oder keen Ordnungsdeenst wat, sünnern dor brukst du en paar Lüüd, de dat de Besökers hier ok verklickern könen." Damit alle von Lindhöft bis Stohl auf Gänsesäger, Schellenten, Huflattich und die vielen anderen Arten an den Klippen und im Sand achtgeben.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Moin! Schleswig-Holstein – Von Binnenland und Waterkant | 24.05.2023 | 20:20 Uhr

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