SHMF Orchestra spielt Soundtrack zu Charlie Chaplins "The Kid"
Das Schleswig-Holstein Musik Festival Orchestra hat Charlie Chaplins Stummfilm-Klassiker "The Kid" (1921) am Wochenende in Lübeck und Husum begleitet.
Es sind Feinheiten, an denen Dirigent Stefan Geiger mit dem Ensemble noch gefeilt hat. Bei der öffentlichen Probe Ende der Woche wiegen die wenigen Gäste im Publikum schon mit. Wo sie mit geschlossenen Augen die Musik genießen, hört der Dirigent noch einige kleine Details, die er verbessern möchte.
Filmkonzert "The Kid": Musik zur Pointe muss sitzen
Diese akribische Arbeit, der Perfektionismus - hier ist er entscheidend, betont Geiger: "Die Leute lachen nur, wenn die Pointe sitzt. Und die Pointe sitzt nur, wenn auch die Musik zum Film richtig sitzt. Das ist sozusagen ein Qualitätsnachweis."
Die Schwierigkeit dabei: Weder er, noch die Musikerinnen und Musiker sehen gerade den Film. Und auch für das Publikum gibt es noch keine Leinwand mit dem Klassiker von Charlie Chaplin. Macht aber nichts, sagt der Dirigent. Er kennt den Film auswendig und auch das junge Orchester hat sich vorbereitet.
SHMF Orchestra: Vorbereitung mit Filmabend
"Das Orchester hat tatsächlich einen Filmabend gemacht", erzählt Geiger. "Ich habe das nun nicht überprüft, aber ich habe durchaus gemerkt, wenn ich nur angedeutet habe, in welcher Szene wir gerade sind, dass sich das ganze Orchester freut. Zum Beispiel auf die Box-Szene."
Das sieht und hört man. Lachend zupfen die Violinisten die Töne auf den Saiten, einer der Percussion-Spieler kann sich das Grinsen beim Triangel-Spielen nicht verkneifen. Geiger hüpft mit, feuert sein Ensemble an. Und fordert immer wieder Szenenapplaus für einzelne Musikerinnen und Musiker oder Instrumente.
Charlie Chaplin schrieb die Musik 50 Jahre später
Ursprünglich ist das Werk aus dem Jahr 1921 ein wirklicher Stummfilm gewesen. Die Musik kam erst 50 Jahre später dazu. Sie hat aber eine ganz wichtige Funktion, betont der Dirigent: "Die Musik hilft, noch mehr die Charaktere herauszuarbeiten. Oder auch eine Szene überhaupt erst richtig farbig zu machen." Das liegt auch an der Orchestrierung, in diesem Arrangement von Timothy Brock: Celesta, Harfe und Glockenspiel verleihen dem Soundtrack die nötige Fröhlichkeit, das Slapstickartige.
Auch, wenn die Musik schon ohne den Film funktioniert - die ikonischen schwarz-weiß Bilder von Charlie Chaplin mit seinem Schnauzbart und der Melone auf dem Kopf machen das Erlebnis erst komplett. "Ich hab nicht wenige Male dabei sein dürfen, dass in Filmkonzerten das Publikum quasi vergessen hat, dass es im Konzert ist", erzählt Geiger.
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