SHMF: "Mittagsstunde" mit Dörte Hansen in Heide
Die Husumer Bestseller-Autorin Dörte Hansen hat Station beim Schleswig-Holstein Musik-Festival gemacht. Im Stadttheater Heide hat die Autorin aus ihrem Buch "Mittagstunde" gelesen.
Wer mit einer einfachen Lesung gerechnet hatte, der und vor allem die konnten eine ganz andere Erfahrung machen. Denn Dörte Hansen kam nicht allein ins Stadttheater, sondern brachte Schauspieler und Musiker Thomas Niehaus mit. Hansen las aus ihrem Roman und Niehaus sang oder spielte die Hauptfigur des Romans Ingwer Feddersen.
Feddersen hat wohl gute Gründe aus seinem Kaff, Brinkebüll, irgendwo links oben in Nordfriesland, abzuhauen. Auf den Gasthof seiner Großeltern, in dem er ohne Vater aufgewachsen war, hatte er jedenfalls keinen Bock. Dafür mit der großen für ihn schrecklichen Leidenschaft des Opas - mit Märschen. Die kann er heute noch mitsummen, mitpfeifen oder mitspielen. Er ist der Sohn von Klapper Miehle, die ist ziemlich hübsch aber auch verrückt. Ingwer wächst normal auf - jedenfalls so normal wie es in den 60er- und 70er-Jahre so sein kein. Eingepfercht zwischen deutschen Schlagern, ein paar Kühen, der Dorfschule und der Schankwirtschaft seiner Großeltern.
Hansens Geschichte in einer wunderschönen Tonalität erzählt
Das war ein schöner Abend in dieser Inszenierung zwischen den beiden. Die Geschichte ist toll und kurzweilig erzählt, in einer wunderschönen Tonalität. Es geht um den Strukturwandel und Flurbereinigung und so geht nicht bloß jede Mittagsstunde einmal zu Ende, sondern wie uns Dörte Hansen sanft aber sicher beschreibt - auch mit den dörflichen Instanzen: Kirche, Schule, Tante Emma, Bäcker, Post und Telefonzelle - sie sind alle Geschichte.
Das ist traurig aber unaufhaltbar. Es gibt kein Happy End, dafür ein versöhnliches Ende. Irgendwie geht es halt doch weiter. Für einige der insgesamt 600 Gäste ist die Geschichte zwar etwas traurig, aber unterhaltsam allemal.
Schöner Abend für Dörte Hansen und Publikum
Für Dörte Hansen war es ein aufregender Abend voller Lampenfieber: "Ich glaube es wäre auch komisch, wenn man in so einem Saal vor ein paar hundert Leute steht." Am Ende war es auch einfach wunderschön für sie: "Es war ein sehr schöner Abend. Ich hab gemerkt, das Heider-Publikum ist sehr textsicher was Schlager angeht." Für die Autorin aus Husum läuft es ohnehin im Moment richtig gut: Im Herbst kommt die Verfilmung der "Mittagsstunde" und kurz darauf soll auch ihr neuester Roman erscheinen.
