Künstlerbetreuer: Ein Blick hinter die Kulissen des SHMF
Beim Schleswig-Holstein Musik Festival treten internationale Künstlerinnen und Künstler auf und begeistern das Publikum, zum Beispiel Joris, Hélène Grimaud oder auch Igor Levit. Aber wie sieht es hinter den Kulissen aus? Wer sagt ihnen, was sie als nächstes tun müssen und hilft ihnen, wenn in der Probe noch etwas fehlen sollte? Die Künstlerbetreuerinnen und -betreuer lüften so manches Geheimnis.
Kein Tag ist wie der andere - mal steht Künstlerbetreuerin Maria Willenborg ganz früh auf und den nächsten Tag eher später - dafür ist sie nachts manchmal lange unterwegs. Zu ihren Aufgaben gehört nämlich auch die Künstlerinnen und Künstler vom Flughafen und Bahnhof abzuholen und zum Festivalort zu fahren und eben auch wieder zurück. "Wir sind als Künstlerbetreuer quasi die Schnittstelle zu allem, was die Konzerte betrifft, was nicht technisch ist", erklärt sie. "Wir sind zuständig für die Abläufe am Tag, was Probenzeiten angeht, wir schauen darauf, dass der Klavierstimmer fertig ist, bevor die Künstler kommen und dass der Bühnenaufbau und die Garderoben stehen."
Kleine Probleme - und auch nicht ganz so kleine
Beim Bühnenaufbau ist auch das ein oder andere Mal etwas schief gegangen, bei einem Konzert musste sogar ein nicht ganz kleines Instrument ausgetauscht werden. "Wir haben bei einem sehr großen Orchesterprojekt noch vor der Generalprobe den Flügel austauschen müssen", erzählt Maria Willenborg. "Das Gestühl stand zum Glück noch nicht, aber der restliche Aufbau - dann musste aber noch mal der Flügel runtergefahren werden und der andere Flügel hoch - das war eine große Aktion."
Mädchen und Jungs für alles
Die Künstlerbetreuerinnen und Künstlerbetreuer müssen unheimlich kreativ sein - und sind auch gleichzeitig Mädchen und Jungs für alles. Da geht das Team eben auch noch mal schnell shoppen, wenn beispielsweise der Koffer des Porträtkünstlers Omer Meir Wellber kurz vor seinem Auftritt noch nicht da ist. Ansonsten ist die Zusammenarbeit mit dem Dirigenten sehr angenehm, sagt sein Künstlerbetreuer Siegfried Haas. "Er weiß genau was er will und er ist sehr schnell. Man muss wirklich auf Zack sein, um da mitzukommen und alles möglich zu machen, damit es dann vor Ort alles wirklich funktioniert", sagt er. "Er hat auch viele Bekannte und Freunde, viele Solisten, mit denen er befreundet ist. Freundschaft ist ja auch das Motto seines Festivals und das trifft es. Man kann ihn auch alleine bei den Solisten parken, dann hat er eine gute Zeit."
Die Sache mit dem Hammer
Was alle, insgesamt 13 Künstlerbetreuerinnen und Betreuer immer dabei haben, ist eine Notfalltasche. Darin sind zum Beispiel ein Nähset, Duschgel, Shampoo, Hygienetücher und ein Schuhputzset. Eine Sache hätte Künstlerbetreuer Christian Behr dann allerdings doch gut gebrauchen können. "Ich habe neulich ein Ensemble betreut und fand mich dann eines Nachmittags im Baumarkt wieder und hab einen kleinen 100-Gramm-Hammer besorgt. Den brauchte die Bassistin, denn irgendein Teil von ihrem Bogen löste sich immer und der Hammer war die einzige Lösung, den Bogen zusammenzudengeln, damit er die Tournee zu überlebt, ohne sich aufzulösen." Am Ende ist dann, dank Christian, noch mal alles gut gegangen und die Bassistin war glücklich.
Die Sorge vor den Starallüren
Auch Künstlerbetreuerin Maria war glücklich, als sie ihren ersten Künstler betreuen konnte - obwohl sie anfangs skeptisch war. "Ich habe einen Künstler betreut, den ich überhaupt nicht einschätzen konnte. Da hatte ich Sorge, dass er Starallüren hat - aber im Endeffekt war er der netteste, nahbarste Künstler, den ich für mein erstes Projekt hätte haben können", sagt sie. "Ich hatte das Eröffnungskonzert mit Igor Levit. Es war total angenehm, wir haben beide die gleiche Heimatstadt, wir kommen beide aus Hannover und hatten dann auch sehr viel Gesprächsstoff."
Die Tage der Künstlerbetreuerinnen und Betreuer sind meist sehr lang, bringen aber auch jede Menge Spaß - trotzdem freuen sie sich auf ihren verdienten Urlaub nach dem Schleswig-Holstein Musik Festival.